Pop
Die Strafe Gottes
Alle sind ganz aufgeregt: Madonna hat erneut ein Album vollgesungen. Die Presse überschlägt sich vor Begeisterung. Andere wünschen ihr ein ausgewachsenes Gottesgericht an den Hals
Von Boris Fust
Madonna ist ein Phänomen: In den 80ern galt ihr seichter Weichspülerpop à la "La Isla Bonita" allenfalls als geeignet für brave Rechtsanwaltstöchter und deren Tanzstunde. Wer vor dem Kino für das naive Filmchen "Susan ... verzweifelt gesucht" anstand und dabei gesichtet wurde, gehörte fortan zu den Uncoolen. Ende der 90er setzte dann ein eindrucksvoller Paradigmenwechsel ein: Madonna ließ das Comebackalbum "Ray of Light" von William Orbit produzieren, für "Music" heuerte sie Mirwais an. Seitdem gilt Madonna als eine Art fleischgewordener Trend-Seismograph. Jetzt neu: Disco kommt zurück! Das verrät bereits das als Discokugel ausgeführte "o" im ansonsten wie eine Neon-Reklame aufgemachten Madonna-Schriftzug. Zu hören ist zuallererst die Synthie-Hook von ABBAs "Gimme Gimme Gimme", mit der die Single "Hung up" unterlegt ist. Madonna hat den Produzenten, DJ und Mischkonsolenkünstler Stuart Price (Les Rythmes Digitales, Jacques Le Cont) beauftragt, schmissige Dance-Beats zu programmieren. Der tat, wie ihm geheißen und legt mit "Confessions on a Dancefloor" ein astreines Clubalbum hin, das von der Anlage durchaus ähnlich zu Madonnas Remix-Album "You can dance" (1987) ist – die Tracks gleiten wie bei einem DJ-Set ineinander, einzelne Samples wecken Erinnerungen an "True Blue" und "Like a Prayer". Vorbei ist’s allerdings mit dem strengen Katholizismus: Madonna ist bekanntlich unter die Neo-Kabbalisten gegangen und widmet den Track "Isaac" einem der Begründer der spiritistischen Geheimlehre. Das brachte den Rabbi Rafael Cohen auf den Plan, der sich entschieden dagegen verwahrte, den Namen des Gelehrten Isaak Luria für kommerzielle Zwecke einzusetzen: "Der Himmel wird sie bestrafen!"
Madonna, "Confessions on a Dancefloor" (Warner)
Madonna ist ein Phänomen: In den 80ern galt ihr seichter Weichspülerpop à la "La Isla Bonita" allenfalls als geeignet für brave Rechtsanwaltstöchter und deren Tanzstunde. Wer vor dem Kino für das naive Filmchen "Susan ... verzweifelt gesucht" anstand und dabei gesichtet wurde, gehörte fortan zu den Uncoolen. Ende der 90er setzte dann ein eindrucksvoller Paradigmenwechsel ein: Madonna ließ das Comebackalbum "Ray of Light" von William Orbit produzieren, für "Music" heuerte sie Mirwais an. Seitdem gilt Madonna als eine Art fleischgewordener Trend-Seismograph. Jetzt neu: Disco kommt zurück! Das verrät bereits das als Discokugel ausgeführte "o" im ansonsten wie eine Neon-Reklame aufgemachten Madonna-Schriftzug. Zu hören ist zuallererst die Synthie-Hook von ABBAs "Gimme Gimme Gimme", mit der die Single "Hung up" unterlegt ist. Madonna hat den Produzenten, DJ und Mischkonsolenkünstler Stuart Price (Les Rythmes Digitales, Jacques Le Cont) beauftragt, schmissige Dance-Beats zu programmieren. Der tat, wie ihm geheißen und legt mit "Confessions on a Dancefloor" ein astreines Clubalbum hin, das von der Anlage durchaus ähnlich zu Madonnas Remix-Album "You can dance" (1987) ist – die Tracks gleiten wie bei einem DJ-Set ineinander, einzelne Samples wecken Erinnerungen an "True Blue" und "Like a Prayer". Vorbei ist’s allerdings mit dem strengen Katholizismus: Madonna ist bekanntlich unter die Neo-Kabbalisten gegangen und widmet den Track "Isaac" einem der Begründer der spiritistischen Geheimlehre. Das brachte den Rabbi Rafael Cohen auf den Plan, der sich entschieden dagegen verwahrte, den Namen des Gelehrten Isaak Luria für kommerzielle Zwecke einzusetzen: "Der Himmel wird sie bestrafen!"
Madonna, "Confessions on a Dancefloor" (Warner)
