PUNK
Sie kamen über Nacht
The Long Blondes sollen das nächste große Ding nach den Smiths, Strokes und Libertines sein. Auf ihrem ersten Album „Someone to drive you home“ klingen sie zumindest so rotzig wie die letzten beiden
Von Julia Gudzent
In der Subkultur sind sie längst kein Geheimtipp mehr. Sängerin Kate Jackson wird in einem Atemzug mit Chrissie Hynde (Pretenders) und Debbie Harry (Blondie) genannt. Doch schon der erste Song enttäuscht. „I just want to be a Sweetheart“, heißt es in „Lust in the Movies“. Von wegen harter, unabhängiger Punk! Im nächsten Stück, „Once and never again“, erzählt Jackson , dass sie täglich eine Stunde vor dem Spiegel verbringt, trotzdem wie 27 und nicht wie 19 aussieht.
Inzwischen geht es bei Riot-Grrrl-Bands nicht mehr um Rebellion. Statt die Gitarre umzuschnallen, mit Freunden durch die Welt zu touren und dem herkömmlichen Frauenbild den Mittelfinger zu zeigen, singen sie heute davon, dass man unbedingt einen Freund haben muss, um glücklich zu sein („So never, never, never try to tell me it’s a pleasure being alone“). Anscheinend reicht es, sich als Art-Rock-Band zu bezeichnen und wie Debbie Harry anzuziehen, um als das nächste große Ding aus England zu gelten.
The Long Blondes, „Someone to drive you Home“ (Sanctuary / Rough Trade)
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