Rap

HipHop statt Pop

Man muss eine Menge Humor haben oder über eine immense geschmackliche Robustheit verfügen oder einfach Amerikaner sein, um Dave Matthews okay zu finden. Jurassic 5 beweisen auf „Feedback“ dreierlei: Sie haben Humor, sind geschmacklich unempfindlich und kommen aus Amerika.

Von Boris Fust

Jurassic 5 gehören zu den angehmeren Erscheinungen im zeitgenössischen HipHop. Bling-Bling-Gedöns ist ihre Sache nicht, sich suchen sich ihre Beats nicht hastig beim nächstbesten „Funky Drummer“ zusammen, ihre Sampling-Bobliotheken sind insgesamt recht lesenswert, ihre Videos sehenswert. Im aktuellen Clip zur Single „Work it out“ joggt Bush mit Dick Cheney und Condi Rice durch L.A., macht sich über Arbeitslose lustig und lässt an jeder Tankstelle die Preise erhöhen. Befremdlicherweise erklingt dazu das soulige Gecroone des in Amerika hochverehrten Dave Matthews. Und wenn der Zeilen wie „We can work it out, we can make it right now“ singt, tankt die amerikanische Landbevölkerung im Heartland ihre SUVs voll, lädt ihre Schotflinten durch und ist ganz dieser Meinung: Man kann alles, man muss nur wollen. Der optimistischen Grundstimmung des Tracks mit seinen ausgesprochen mello gehaltenen Beats und Orgelklängen und dem herrlichen Hillbilly-Gitarrensolo kann man sich in der Tat schwer entziehen – auch wenn man des Ironischen durchaus kundig ist. Der Rest des Albums ist meistensteils hörenswert, wenn auch nicht im Übermaß spektakulär. Leider gibt es auch eine Handvoll Tracks, die sich mit der Selbstverortung im HipHop befassen, die auch nach Jahrzehnten nicht aus der Mode kommen will: „Where we at“ informiert beispielsweise über die Besonderheit der Jurassic-5-Crew im Vergleich zu anderen Rap-Acts. Solcherlei wäre durchaus verzichtbar gewesen.

Jurassic 5, „Feedback“ (Interscope / Universal)