Kavka
Zivilcourage statt Biologie
TEIL 2
Simplice Freeman, der einzige Dunkelhäutige auf dem Podium und jemand, der selbst schon öfter rassistisch motivierte Gewalt erfahren musste, brachte noch einen anderen Aspekt in die Runde ein: "Viele Schwarze in Deutschland wissen nicht, wo sie ihre Füße hinsetzen sollen. Sie sind ohne Chance, gefangen zwischen Rechtsextremen und Polizei. Ich kenne keinen Schwarzen in Deutschland, der noch nicht von der Polizei schikaniert wurde."
Das wollte ein anderer Diskussionsteilnehmer natürlich so nicht unterschreiben, nämlich der brandenburgische Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg. Er räumte zwar ein, dass es unmittelbar nach der Wende Probleme bei der Strafverfolgung im Osten gegeben habe, es mittlerweile aber "gewisse positive Entwicklungen" gebe, die unter anderem auch dazu führten, dass "Neonazis nicht mehr in voller Montur durch Brandenburg laufen können".
Die Zeit reicht nicht mehr, um auf die jüngsten Übergriffe einzugehen, dem Publikum bleibt sowieso nur noch eine Viertelstunde für eigene Fragen. Und obwohl die Fragesteller Schlange stehen, bremst Moderator Roth sie aus - schließlich beginnt ja in wenigen Minuten das England-Schweden-Spiel.
Das will ich natürlich auch sehen, klar. Aber das kann keine Entschuldigung dafür sein, dass offenbar so viele im Publikum, mich eingeschlossen, die Diskussion so unbefriedigt verließen. So stand ich dann kurz vor 21 Uhr mitten in der Berliner Fußballparty, sah die vielen dunkelhäutigen Fans aus aller Herren Länder, sah daneben die Polizisten und dachte an das, was Freeman gesagt hatte. Die Welt zu Gast bei unzuverlässigen Bekannten statt bei Freunden? Doch keine anachronistische Veranstaltung, das?
Ich bleibe dran an der Sache und
bin gespannt auf eure Erfahrungen/Meinung/Kritik
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