gefuehl  
 
     
//ZUENDER//
 
 


//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
//ZUENDER//
Seiten: « 1 | 2 | 3 »

Liebeserklärungen

Das traurigste Mixtape der Welt

TEIL 2

Derart ermutigt mutierte ich in den folgenden Jahren zum Mixtape-Maniac. Ich fing schon bald an, mir ein Song-Archiv aufzubauen, in dem die Stücke nach Stimmung, Anlass, Textinhalt und vielen weiteren Kategorien katalogisiert waren, so dass ich stets das Optimale rausholen konnte.

Grundsätzlich gilt: Mixtapes sollen viel über ihren Macher aussagen, dabei aber gleichzeitig Interesse an und Respekt vor der beschenkten Person signalisieren. Insofern galt es zum Beispiel festzulegen, welche Songs sich für einen perfekten Einstieg eigneten und welche eher für einen bedeutungsschwangeren Schluss. Auch wichtig: Verstand man, was der Typ da sang? Ist der Songtitel auch ja nicht irreführend?

Wobei das mit den Titeln und Texten, so gesehen also der kompletten Beschriftung des Innencovers, sich in den meisten Fällen als komplett überflüssig herausstellte, denn wenn es von Mädchenseite mal eine weiterreichende Rückmeldung als "Danke" gab, dann lautete diese stets so ähnlich wie "Das dritte Lied fand ich am schönsten".

Wahrscheinlich hätte ich mir auch den ganzen anderen Frickelquatsch sparen können. Zum Beispiel das Aus-Timen. Mittels kompliziertem Rumgerechne versuchte ich stets, am Ende jeder Seite möglichst wenig unbespieltes Band übrig zu lassen. Im Idealfall begann direkt nach dem letzten Ton das Leerband, sechs Sekunden später machte es dann "klack" und das Tape war zu Ende. Den letzten Song auszufaden ging nicht, weil man damit dem Stück weh tat, außerdem hatte ich eh kein Mischpult, das mir dies technisch ermöglichte. Erschwerend kam hierbei hinzu, dass eine Seite einer C90-Kassette je nach Hersteller unterschiedlich lang war. Exakt 45 Minuten waren es nie, weswegen es unerlässlich war, das Band erst mal leer durchlaufen zu lassen und dabei die Zeit mitzustoppen. Ich war zweifelsohne sehr glücklich, als irgendwann Tapedecks mit Echtzeitzählwerk auf den Markt kamen.

Ebenfalls nicht undelikat: die Bedienung der Pausentaste. Ich hatte mir im Laufe der Zeit diesbezüglich eine große Fingerfertigkeit erworben. Der Zweck der Übung war, das Klickgeräusch, das die Aktivierung dieser Taste zu Beginn des Aufnahmevorgangs verursachte, weitestgehend unhörbar zu machen. Ich kann auch nicht genau erklären, wie ich das immer geschafft habe, man muss das wirklich auch jahrelang trainieren. Mittlerweile herrscht zwischen der Pausentaste meines Kassettenteils und mir fast eine zärtliche Liebesbeziehung.

Weitere selbstauferlegte Regeln beim Mixtapen waren und sind: Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Das erklärte Liebeslied des Mädchens als ersten Track zu wählen, würde wohl in den meisten Fällen bedeuten, dass sie die Kassette nie über diesen Track hinaus hören wird. Also ab damit ans Ende, aber auch nur, wenn er zum vorletzten Stück passt.

Außerdem: Niemals zwei Songs von einem Künstler, das könnte ja einfallslos wirken. Und: Nicht zu viele total unbekannte Stücke, das könnte die Hörerin überfordern, aber auch nicht zu viele bekannte, weil das sonst am Auskenner- und Heldenstatus kratzen könnte.

Weitaus schlimmer als das Ignorieren dieser technischen und theoretischen Mühen fand ich jedoch, wenn die Empfängerin in keinster Weise die narrative Struktur und die ausgefeilte Dramaturgie meiner Arbeit erkannte. Kassettenspieler haben gegenüber CD- und MP3-Playern zumindest hinsichtlich eines Mixtapes einen großen Vorteil: Man kann nicht skippen. Vorspulen ja, aber das ist mühsam, insofern werden Mixkassetten in der Regel an einem Stück gehört, und genau dieser Umstand ist der Schlüssel für einen nicht zufälligen Aufbau. Ein Mixtape zu machen ist, wie Nick Hornby in seinem Roman "High Fidelity" ganz richtig feststellte, wie einen Brief zu schreiben. Man löscht Dinge, man denkt noch mal darüber nach, man fängt von vorne an, alles, um am Ende genau das Richtige gesagt zu haben.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG