zuhause
Wo wollt ihr alle hin?
TEIL 2
Ist es ein Problem dieser Generation? Ist aus der Generation der Mobilen die Generation der Heimatlosen geworden? Dafür spricht, dass selbst so mancher, der in Berlin geboren ist, mindestens genau so schnell durch das Leben in dieser Stadt rennt, wie das all die Schwaben, Bayern, Rheinländer et cetera hier tun. So schnell, wie im Handy neue Nummern gespeichert werden, kann man die alten gar nicht mehr löschen, und wenn man einen großen Speicher besitzt, hat man bald zur Hälfte aller Nummern kein Gesicht mehr. Und wer sind eigentlich die Leute, denen man über ein paar Wochen hinweg viele Mails geschrieben hat, können die jetzt mal raus aus "Gesendete Objekte", oder was?
Vielleicht wäre es einfacher, wenn man sich jeden Namen, der einem mal etwas bedeutete, tätowieren lassen müsste, dann wäre bei zwei Quadratmetern Haut schnell Schluss mit dem inflationärem Vorne-rein-hinten-raus. Das ist irre, denn eigentlich will ja hier keiner dem anderen etwas Böses. Alle wollen sie geliebt werden, aber weil jeder geliebt werden will, hat auch jeder Angst, dass nicht genug für alle da ist. Man sieht dann nicht mehr den Freund, sondern nur noch den Feind, und auch wenn man mal kurz am See zusammen in die Sonne blinzelt oder in großer Runde kocht, wird das nur als trügerischer Waffenstillstand wahrgenommen, bevor man sich wieder ins Getümmel stürzt.
Genau so würde ich das immer noch machen, wenn nicht vor zwei Jahren der Begriff Heimat wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zugeführt worden wäre, nämlich: Home is where the heart is.
Wenn nämlich nicht vor zwei Jahren ein Mensch in mein Leben getreten wäre, der meinen Kühlschrank mit frischen Sachen füllte und meine Wohnung nicht nur wie eine aussehen ließ, in der überhaupt jemand wohnt, sondern auch noch wie eine, in der ein Junge und ein Mädchen glücklich zusammen sind, dann würde ich mir heute immer noch die Hacken nach Brezeln, Bier und Zuneigung abrennen.
Gut, dass ich das alles zugelassen habe. So kommt´s nämlich, dass mein Bruder und ich gleichermaßen ein Zuhause, eine Heimat haben. Denn am Ende sind es immer die Menschen und nicht die Stadt, die einen in den Arm nehmen und "Herzlich willkommen" sagen.
Und überhaupt war es hier mal höchste Zeit für eine Liebeserklärung.
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