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Pleitegeier

Scham statt Schmerzen

TEIL 2

Mit 500 Angestellten in Spanien und Portugal ist El Cobrador del Frac das größte und bekannteste Unternehmen seiner Art. Es kauft Schulden auf, jedoch ohne Vorkasse. Entschließt sich ein Gläubiger, die Dienste des befrackten Schuldeneintreibers in Anspruch zu nehmen, unterschreibt er einen Überlassungsvertrag. ("Damit Sie dabei kein Risiko eingehen!", erklärte die nette Vertreterin aus Madrid. "Manchmal erstatten die Schuldner nämlich Anzeige.") El Cobrador del Frac informiert den Schuldner über diese neue Situation – und behält von nun an 40 Prozent aller Zahlungen desselbigen ein. "Für viele Gläubiger, die monatelang ihrem Geld hinterherlaufen und riesige Anwalts- und Transportkosten deswegen hatten, ist das viel besser als nichts," sagt Lorca. "Unsere Erfolgsrate liegt bei 65 bis 70 Prozent." In den meisten Fällen komme es nicht einmal zu einer Verfolgung: sobald der Name "El Cobrador del Frac" auftaucht, seien die Schuldner zu Verhandlungen bereit.

Marcos Viñals ist 35, sieht älter aus und arbeitet seit zwei Jahren als "Uniformierter", wie die Männer im Frack hier genannt werden. Das ist eine lange Zeit; der älteste "Uniformierte" in Galizien hat sechs Jahre auf dem Buckel, was ihn hier zum Veteranen macht. An den Job sei er durch eine Anzeige gekommen, "wie die meisten hier." Vorher war er Außendienstmitarbeiter, sagt er. Wo, das sagt er nicht.

"Ich mag diese Arbeit, sie ist anders, aufregend," sagt Viñals. "Jeden Tag macht man eine neue Erfahrung und trifft neue Leute." Als Uniformierter steht Viñals in der Firmenhierarchie unter den Rechercheuren, Rechtsberatern und Managern; er ist ein Handlanger, der auf Kommissionsbasis arbeitet. Und nicht viele sind gutmütig genug, um das länger als ein paar Jahre mitzumachen. Denn wenn man als Uniformierter eines braucht, dann ist das eine dicke Haut.

"Ich gehe sicher, dass die Schuldner mich sehen – und dass sie mich danach nie wieder sehen wollen. Sie müssen sich schämen, vor ihren Nachbarn und den Leuten." Die meisten Schuldner reagierten überrascht, doch einige würden auch wütend, sagt er. Da bekomme man schon so einiges zu hören. Verteidigen müssen habe er sich allerdings noch nicht. "Ich brauche nur gute Beine," scherzt er.

"Und die Frauen liebe ihn!" fügt sein Chef Lorca hinzu. "Er bekommt ständig unmoralische Angebote." Die beiden Männer brechen in schallendes Gelächter aus und klopfen sich auf die Schulter. Ja, bei Spaniens Schuldeneintreibern hat man derzeit viel zu lachen.


 
 



 

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