Robert Drakogiannakis: Das ist interessant. Ich beginne jetzt morgens meinen Tag und durchkämme das Internet und da werden plötzlich Bands gefragt: Was haltet ihr von Angelika Express? Das ist zu einer eigenen Kategorie geworden. Ich fände das gut, wenn sich Crowdfunding durchsetzt für Künstler. Auch für Autoren, die zum Beispiel keinen Verlag mehr wollen. Wenn ich ein Buch schreiben will, suche ich dann einfach Leute, die mir helfen, meine Idee zu verwirklichen.
Zuender: Ihr hattet ja nun auch schon einmal Erfolg, mit dem Mini-Hit "Geh doch nach Berlin", zum Beispiel. Man kennt euch. Aber was ist mit unbekannten Bands? Die hätten ja sicher Probleme, Investoren zu finden.
Robert Drakogiannakis: Man kann nicht so von vorneherein davon ausgehen, dass man 100 Leute findet, die einen finanzieren. Es gibt da so ein Modell, das besagt: 1000 Fans braucht man schon, die echt hinter einem stehen. Man muss eine kritische Masse erreichen. Das Modell bekannt zu werden, funktioniert wie früher schon immer: Man muss sich nach oben spielen. Man muss viele Liveauftritte machen, wirklich an jeder Steckdose spielen. Und peu à peu kommt man dann ins Blickfeld von immer mehr Leuten.
Zuender: Angenommen, das Aktienmodell für Künstler setzt sich durch. Sollte es dann auch eine Börse geben, die den Markt verwaltet?
Robert Drakogiannakis: So größer aufgezogen macht das ja eine englische oder amerikanische Seite, die heißt Sellaband.com. Da haben wir aber folgendes Problem: Dass sich nämlich dann schon wieder jemand zwischen die Fans und die Bands schaltet. Uns war ja gerade wichtig, dass es niemanden mehr dazwischen gibt. Die Verkürzung der Wege. Das war der Punkt. Eine Firma will ja immer Gewinn machen, und die will dann wieder was bestimmen. Wo ist dann da der Unterschied zur Plattenfirma?
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Zuender: Aktien, Auktionen…Wie viel Kapitalismus verträgt die Kunst eigentlich?
Robert Drakogiannakis: Wir wurden ja jetzt schon als Vertreter einer "Indie-Wallstreet" bezeichnet. Man darf aber eines nicht vergessen: Dass auch jemand, der für die Kunst lebt, von der Ökonomie abhängig ist. Man muss ja schon über die Runden kommen.
Zuender: Man kommt um den Kapitalismus also nicht rum.
Robert Drakogiannakis: Kapitalismus ist einer der Motoren, die das Ganze in Schwung halten. Man lebt schließlich in einem kapitalistischen Umfeld. Das inspiriert einen aber auch. Einerseits kann das ein Aufbegehren auslösen, anderseits inspiriert es, drittens ist ein Umgang mit dem Kapitalismus erforderlich, das geht dann in die Bereiche der Lebenskunst: Das Engerschnallen des Gürtels so angenehm wie möglich zu gestalten.
500 Angelika-Aktien wurden über das Internet zum Stückpreis von 50 Euro verkauft. Die Startauflage des Albums "Goldener Trash" (bereits erschienen) liegt bei 5.000 Stück. Ab 4.000 verkauften Alben schreibt "Angelika Express" schwarze Zahlen – alles darunter bedeutet Verlust für Band und Aktionäre, alles danach ist Gewinn.
Sollten sich die 5.000 Exemplare komplett verkaufen, wird eine neue Auflage gepresst. Die Gewinnbeteiligung dauert maximal sieben Jahre. Ein- bis zweimal pro Jahr sind Gewinnausschüttungen an die Aktionäre geplant. Mehr Infos und Hörproben gibt es auf der Band-Website.