Yakup Keskin: Man kann eigentlich nicht von typisch türkischen Problemen, sondern eher von Migranten-spezifischen Problemen sprechen. Häufig leben mehrere Generationen unter einem Dach. Doch weil die Jüngeren ganz anders sozialisiert werden als die Älteren, prallen oftmals unterschiedliche Lebensvorstellungen aufeinander und es entstehen Konflikte.
Zuender: Hatten Sie einen solchen Fall?
Yakup Keskin: Ein 20-jähriges Mädchen rief an, sie hatte die Wohnung ihrer Eltern verlassen und wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte oder was sie machen sollte. Es gab Zuhause offenbar keine Gewaltprobleme oder ähnliches. Sie wollte einfach nur mehr Freiheiten. Letzendlich hat sie sich entschlossen zurückzukehren. Wir halten aber weiterhin Kontakt zu ihr.
Zuender: Ist Zwangsverheiratung auch ein Thema?
Yakup Keskin: Wir hatten bisher aber noch nicht solche Fälle und können daher noch nichts zu sagen. Nur so viel: Sollte uns ein solcher Fall weitergereicht werden, werden wir unser Bestes tun. Wir wollen Zwangsverheiratungen unbedingt verhindern.
Zuender: Haben Sie beim Krisendienst spezielle Ziele für die Zukunft?
Yakup Keskin: Wir wollen an erster Stelle mehr Leute erreichen und unseren Dienst bekannter machen. Wir haben ja erst am 1.1.2009 die Arbeit begonnen. Langfristig soll das Projekt auch in andere Städte übertragen werden.
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Yakup Keskin, 39, hat in der Türkei und in Deutschland Soziologie und Pädagogik studiert. Derzeit ist er Koordinator der türkischsprachigen telefonischen Seelsorge im Krisendienst Mittelfranken. Mehr Informationen auf www.krisendienst-mittelfranken.de
Der türkischsprachige Krisendienst in Nürnberg geht auf das Engagement von Ute Ötzdanir zurück, einer Deutschen mit türkischem Ehemann. Der Dienst wird gefördert vom europäischen Integrationsfond und dem Bezirk Mittelfranken.