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Popfeminismus

Porno-Rap und F-Wort

Frauen im HipHop können mehr als Bikinis tragen und Bitches sein, sagt Nika Kramer. Um das zu zeigen, hat sie ein HipHop-Festival organisiert, auf dem Männer nur Zuschauer sind.

Zuender: We B Girlz ist ein Festival mit Workshops nur für Frauen und Mädchen im HipHop. Warum braucht man das?

Nika Kramer: HipHop ist eine kreative Kultur und nicht per se rassistisch oder sexistisch. Ganz im Gegenteil: Jedem, der hart genug arbeitet, stehen darin alle Möglichkeit offen. Junge Mädchen haben aber oft ein anderes Bild: sie sehen die Videos auf MTV, hören die Alben der Gangster-Rapper und denken, wenn sie Teil von HipHop sein wollen, geht das nur im kurzen Rock und als Freundin eines tollen Rappers. Wir wollen den Mädchen stattdessen die vielen starken Frauen im HipHop zeigen und ihnen sagen: Schaut her, auch ihr könnt euch einen Platz als selbstbewusste starke Frau in der heutigen Jugendkultur zu erobern – und ihr müsst dazu keinen Bikini tragen.

Gerade im Rap ist es schön, wenn Mädchen sich ausprobieren können ohne gleich dorthin gehen zu müssen, wo Jungs über Pornos und Gangster rappen. Wir bieten einen Ort, an dem sie sich erst mal finden und merken können: Ich kann schreiben und Musik machen.

Zuender: Warum interessieren sich Mädchen überhaupt für Rap, wenn dieser ihnen nur die Rolle der herabgewürdigten "Bitch" anbietet?

Nika Kramer: Mädchen, die auf Porno-Rapper wie King Orgasmus One stehen, wollen damit zeigen, dass sie besonders hart oder cool sind. Natürlich sind dessen Texte schlimm, aber man sollte Jugendliche auch nicht unterschätzen. Ich habe auch Heavy Metal gehört, um meine Mutter zu schocken. Diese 13-Jährigen finden es eben cool, Porno-Rap zu hören, weil ihre Mütter sich darüber aufregen. Mit 20 ist das sicher wieder vorbei und mit 40 sind sie wahrscheinlich Feministinnen und kämpfen dagegen. Es ist nur schade, dass die Emanzipation in jeder Generation wieder von vorn anfangen muss.

Zuender: Die Rap-Szene in Deutschland ist in den vergangenen Jahren sehr sexistisch geworden. Wie sieht es in den anderen HipHop-Disziplinen Breakdance, DJing oder Graffiti aus? Haben Frauen es dort leichter?

Nika Kramer: Es kommt natürlich immer darauf an, mit wem man zusammen arbeitet. Aber generell geht es im Breakdance sicher weniger sexistisch zu als im Rap. Wenn du in Deutschland als rappende Frau auf der Bühne stehst, kommen schnell mal die Rufe "Ausziehen!". So etwas passiert dir als Breakdancerin, als B-Girl, nicht. Dafür sind B-Girls körperlich stärker im Nachteil. Männer haben oben herum einfach mehr Muskeln. Das müssen die Frauen in Stil und Kreativität wettmachen.

Zuender: Im Rahmen des Festivals wird es auch eine Ausstellung zur Geschichte der Frauen im HipHop geben.

Nika Kramer: Wenn es um die Geschichte des HipHop geht, geht es immer um Männer. Die Geschichte der Frauen ist so gut wie gar nicht dokumentiert – dabei waren sie von Anfang an in entscheidenden Rollen dabei. Zum Bespiel wurde das erste HipHop-Label Sugarhill Records von einer Frau gegründet. Das Problem ist, dass der Feminismus so immer wieder von vorn anfangen muss, weil die Frauen heute nicht wissen, was andere Frauen vor ihnen schon alles gemacht und erreicht haben...

Zuender: ...und junge Rapperin wie Pyranja wieder denken, sie seien die ersten.

Nika Kramer: Genau. Damit das nicht mehr passiert, machen wir die Ausstellung.

Zuender: Sind Sie auch in einer der vier HipHop-Disziplinen aktiv?

Nika Kramer: Ich habe mal mit Breakdance angefangen, aber meine Knie sind von einem Motorradunfall kaputt und haben nicht mitgemacht. Mittlerweile würde ich gerne Graffiti lernen. Aber in den letzten Jahren hatte ich einfach keine Zeit dafür. Anders als die meisten habe ich nicht schon in der Schule angefangen. Ich habe immer schon HipHop-Musik gehört, aber wirklich in Berührung mit der Kultur kam ich erst mit Mitte Dreißig durch die Arbeit beim HipHop-Label MZEE.

Zuender: Haben Sie trotzdem den Respekt der Szene?

Nika Kramer: Auf eine Art bin ich ja in der Szene aktiv. Als meine Kollegin und Mitorganisatorin Martha Cooper und ich vor vier Jahren unser erstes Buch über B-Girls machten, waren die Frauen aus der Szene ziemlich skeptisch: Warum machen jetzt zwei weiße Frauen so ein Buch? Aber nachdem sie jetzt sehen, was wir für sie erreicht haben, respektieren uns selbst die härtesten Kritikerinnen von damals.

Zuender: Wenn sie einen Wunsch frei hätten: wie würde das Geschlechterverhältnis im HipHop in zehn Jahren aussehen?

Nika Kramer: Ich wünsche mir, dass wir genau so viele Frauen wie Männer in der Szene haben. Klar geht es nicht nur um Zahlen, aber wenn wir mehr sind, können wir auch mehr beisteuern. Und vielleicht können wir dann auch etwas gegen das Bild setzen, das im Moment in den Medien vorherrscht: dass HipHop nur Gewalt, Sexismus und Kommerz ist.

Nika Kramer ist seit 2003 in der HipHop-Kultur aktiv. Gemeinsam mit der Fotografin Martha Cooper machte sie den Fotoband "Hip Hop Files" (Der Band dokumentiert die Anfänge der HipHop-Kultur in New York ab den frühen Achtziger Jahren) und ein Buch und einen Dokumentarfilm über Breakdancerinnen. Gemeinsam organisierten die beiden außerdem zahlreiche Breakdance Battles in den USA, Deutschland und Frankreich. Nika Kramer lebt in Berlin und New York.

Ihre Kollegin, die amerikanische Fotojournalistin Martha Cooper entdeckte HipHop in den frühen Achtziger Jahren und war mit ihren Fotos und Büchern maßgeblich dafür verantwortlich, dass aus der kleinen Subkultur ein globales Phänomen wurde. Ihr Band "Subway Art" (1984), der die kunstvoll bemalten Züge jener Zeit abbildet, verkaufte sich über 500.000 Mal und wurde zur "Bibel des Graffiti". Martha Cooper lebt in New York und arbeitet als Fotodirektorin bei City Lore, einem Zentrum für urbane Kultur.

Mehr Infos zu der Arbeit der beiden unter: http://www.bgirlz.com/

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