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Stadt der Kinder

Geld ist geil!

TEIL 2

Bis zum nächsten Besuch erinnert die persönliche Bankkarte an das Vermögen, das noch in Monopolis ruht und schnell wieder ausgegeben werden will. Die Rückseite der Karte wirbt gleichzeitig für die echte Junior-Card der Raiffeisenbank. Da kann das bei Minopolis Gelernte umgesetzt werden. Schließlich geht es um das Erlernen wichtiger Mechanismen der Erwachsenenwelt: Geld verdienen, anlegen, vermehren, ausgeben.

150.000 Kinder kommen zur Zeit pro Jahr – allein, mit den Geschwistern, als Geburtstagsgast oder mit der Schulklasse. Während sie den Führerschein für die kleinen VW-Autos machen, Flachbildschirme bei Saturn verkaufen, oder Patienten durch einen Siemens Computertomographen schieben, gönnen sich ihre Eltern für echte Euros im stadteigenen XL-Café einen Imbiss. Ein Sicherheitschip am Handgelenk verhindert, dass sich ein Sprössling alleine aus dem Staub macht.

Hier sollen Kinder an wichtige Themen herangeführt werden, zum Beispiel Verantwortung, Zusammenarbeit und Umweltschutz. Minopolis soll ihnen die echten Strukturen der Gesellschaft vermitteln, nur ganz fiese Sachen wie Hierarchien, Macht und Geschlechterrollen werden hier ausgeblendet. Alle sind gleich, es gibt keine Filialleiterinnen oder Bürgermeister, Jungs baden die Babys, Mädchen arbeiten auf der Baustelle, alle verdienen 20 Eurolino pro Einsatz.

Galerie: Fotos aus der Kinderstadt

Den Kindern macht ihr neues Stadtleben sichtlich Spaß, überall wuseln Polizisten mit Funkgeräten, ständig muss die Kehrmaschine ausrücken, immer ist irgendwo ein Kanalrohr verstopft - das Tempo ist hoch. Das muss auch so sein, manche Berufe sind besonders nachgefragt, da müssen die kurzen Kinderbeinchen schnell sein.

Die Jobs an der Kasse sind der Renner schlechthin – zu herrlich ist das Rascheln der Geldscheine, das Plingen des Scanners. Laut Geschäftsführer Robert Kopeinig gehören die Berufe zu den beliebtesten, unter denen sich die Kinder etwas Konkretes vorstellen können. So sind nicht nur die Jobs in der Kanalisation oder bei der Straßenreinigung heiß begehrt. Auch das Bäckerhandwerk erzielt hier Nachwuchs-Raten, von denen die Innung im wahren Leben nur träumen kann. Echte Brötchen werden aus Hefeteig geformt, gebacken und verkauft. Bezahlt wird mit Eurolino, ohne die geht hier gar nichts: Stifte leihen zum Bildermalen, eine neue Haarfarbe im Styling-Salon oder der Lokführerschein, hier wird nichts verschenkt. Wie im echten Leben.

Insgesamt ist Minopolis eine Vorzeige-Stadt ohne Terrorismus oder Verbrechen. Der einzige Fall von Kriminalität ereignete sich im Mini-Hofer, dem österreichischen Aldi, wo einst ein gar zu eifriger kleiner Kunde beherzt in die Kasse griff. Hier kann die Minopolis-Polizei leider nichts tun, das Gefängnis wurde wenige Monate nach der Eröffnung von Minopolis wieder abgeschafft. In einer Stadt ohne Gerichtswesen und ohne Möglichkeit zu rechtsmäßiger Verurteilung sollten Haftstrafen nicht willkürlich festgelegt werden können, erklärt Aufseher Klaus Müllner.

Vielleicht haben ja aber auch Eltern protestiert, die nach 12 Euro Eintritt pro Kind ihren Nachwuchs lieber ohne Vorstrafen mitnehmen möchten. Dabei ist der Eintritt wie alles andere bei Minopolis nicht Zufall, sondern Kalkül: Kinder zahlen doppelt soviel wie ihre Eltern, das spiegelt das Wichtigkeits-Gefälle wieder. Schließlich haben die Kinder hier das Sagen und nicht die Erwachsenen.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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