Die Elektrorocker "Cansei de Ser Sexy" touren durch die Indie-Clubs des Planeten. Ihre Eltern saßen dagegen in Brasilien fest. Und hörten Bossa Nova, im stillen Protest gegen die Militärdiktatur.
Von Arno Raffeiner
Musik ist ihr heißer Sex. Das behaupten
Cansei de Ser Sexy
alias
CSS
zumindest in ihrem bekanntesten Song. Der ging als musikalische Begleitung eines
selbst gebastelten Werbespots
rund um den Globus - und die Band aus São Paulo gleich hinterher. Denn
CSS
machen weder Baile Funk noch Tropicália, sondern genau jenen heißen Elektrorock, den man rund um den Globus auf Indie-Partys hören will.
Seit zwei Jahren sind Lovefoxxx, Ana, Carolina, Luiza und Adriano pausenlos unterwegs, weil alle Welt ihren mitreißenden Mix aus Synthesizern, Gitarren und funky Rhythmen live erleben will.
Dabei hatten sie als Teenies unter der Sonne Brasiliens von solchen Dingen bloß geträumt. Davon, einmal im Leben nach Japan zu reisen. Oder von teuren Import-Platten oder der Grunge-Szene von Seattle.
Inzwischen haben
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genau dort ihre musikalische Heimat gefunden. Beim Label
Sub Pop
, das einst auch
Nirvana
entdeckte, erscheint nun ihr zweites Album "Donkey". Dabei haben die vier Frauen und ihr Quotenmann mit dem Musikmachen bloß aus Spaß begonnen. Sie wollten sich am Wochenende von ihren Jobs in Werbeagenturen und Grafikbüros ablenken, probten in Hinterzimmern, ohne ihre Instrumente wirklich zu beherrschen, und landeten schließlich doch einen Volltreffer. Mitten in den Jetzt-Sound rund um Gitarren-Disco und Punk-Funk.
CSS
beriefen sich einfach auf die Musik, die ihnen selbst gefällt - von altem Rock über Chartsstürmerin
Beyoncé
bis zum feministischen
Riot-Grrrl
-Punk von
L7
und
Sleater-Kinney
- und machten damit all ihre Träume wahr. Nur gut, dass sie in dieser Hinsicht nicht auf ihre Eltern hören wollten. Denn sonst würden sie heute wohl Bossa Nova mit Geige machen.
Gitarristin und Keyboarderin Ana Rezende dos Anjos erzählt nämlich von der Vorliebe ihrer Eltern für Tropicália. Ein Genre, das unter der brasilianischen Militärdiktatur in den 60er Jahren noch eine durchaus rebellische Dimension hatte.
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Sängerin Lovefoxxx wurde dagegen von ihrem aus Japan stammenden Vater animiert, sich die Geigerin
Vanessa Mae
zum Vorbild zu nehmen. Was sie allerdings nur so lange tat, bis sie die Boyband
Hanson
entdeckte. "Ich wünschte ich hätte coolere Bands gehört", sagt Lovefoxxx heute, "aber ich kann nicht lügen."