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Schluss machen

Echo

TEIL 2

Mein Telefon hatte sich erhängt nach unserem Telefonat. Die elastische Plastikkordel in verdrecktem Grau um den Hals gewickelt und erwürgt. Ich hielt mein Ohr an die Muschel und konnte keinen Ton mehr hören. Sprachlos versuchte ich, den verknoteten Hörer wieder auf die Gabel zu legen und riss dabei die Dose aus der Wand –

Das Telefon flog zwei Meter und zerbarst auf dem nackten Küchenfußboden, tausend Schaltkreise freigelegt, die ich alle aufsammelte, im Lichtspalt betrachtete, aber nicht mehr zusammen setzen konnte. Die Teile des Gehäuses schnappten ohne Inhalt mit einem lauten Klack! wieder zu, als ich bemerkte, dass die Zahlentasten in falscher Reihenfolge darauf gesetzt waren.

Das Telefon steht auf der Fensterbank neben einem Topf mit eingetrockneten Nudeln neben dem Zimmer mit einem Bett, dessen Kissen nicht mehr nach dir riechen. Sie riechen nach gar nichts mehr. Kein Zigarettenrauch, kein Waschmittel. Ich ziehe den nicht vorhandenen Duft durch die Nase, bis die Schleimhäute jucken. Auf der Ablage im Bad eine übrig gebliebene Dose Haarlack mit deinen Fingerabdrücken. Haarfestiger, wäre das nicht besser gewesen? Haar-fes-Tiger.
Ich gehe zum Arzt.
Nein, ich fahre mit der U-Bahn, weil es so schön ist, auf den Plätzen fremder Menschen zu sitzen und dabei haarscharf an ihnen vorbei zu schauen.
Die Handschrift auf dem Zettel mit der Adresse ist nicht deine, obwohl du mir den Zettel gestern abend in die Jackentasche stecktest. Ein Computer hat sie für dich geschrieben.
Danke, so braucht man sich an nichts mehr zu erinnern.

Natürlich ist er ein Spinner, manchmal frage ich mich echt, ob du das ernst meinst. Ich meine, ich musste lachen, als ich in seinem Behandlungszimmer saß, posende Golfer an der Wand, obszöne Glasplastiken auf dem Schreibtisch; ich lachte gegen seinen peinlichen Designerarztkittel, sein voll verchromtes Stethoskop und seine peinliche Frisur.
Hahahahahahaha, hörst du das.
Du hast so einen komischen Humor, manchmal weiß ich nicht, ob du überhaupt Witze machst, damit man darüber lachen kann.
Die Gardinen sind aus einem so tollen Plastik, dass man von der einen Seite rein von der anderen aber nicht raus gucken kann.
"Ihr Puls ist in Ordnung."
Wie kann er nur, wenn ich die ganze Zeit die Luft angehalten habe.
Ich sehe meine Leber garniert auf seinem Teller liegen. Mit Salat und … mir fällt das Wort nicht mehr ein. Scheißegal, scheißegal.
Ich gehe nie wieder zu Ärzten, die du mir empfohlen hast.
Die Haare schneiden kann ich mir auch selbst.
Und ich möchte dich nie wieder so sehen, wenn ich morgens neben dir aufwache.

Die nette Helferin legt lange Schläuche an meine Ohren, um meinen Körper, an meinen Mund. Und ich weiß noch nicht mal, wofür. Ich kann nur lachen, wirres Zeug vor mich hingluckern und lachen.
Und meine Stimme verhallt in einem langen System aus Schläuchen. In Räumen so groß, dass man sie in der Dunkelheit nicht abtasten kann.
Huhu, rufe ich.
- Huhu, hallt es zurück.
Wie geht es dir?, sage ich,
- Wie geht es dir.
Mir geht es gut.
- Mir geht es gut.
Ich liebe dich!
- Ich liebe dich!

Dann schreie ich. Ununterbrochen. Damit das Echo keine Chance mehr hat.

Lena Schüch ist 21 Jahre alt und studiert Deutsche Sprache, Literatur und Anglistik an der Universität Hamburg. Nebenbei arbeitet sie für eine Lokalzeitung, für die sie am liebsten Musikalben rezensiert.

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