Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Gruppe von Schülern zu bändigen. Ich erhöhe manchmal die Lautstärke
Die Kolumne von Selim Özdogan
Ab und zu leite ich Schreibwerkstätten mit Schülern, in der Regel eine schöne Beschäftigung, weil man die Gelegenheit hat mit Menschen zu arbeiten, anstatt ihnen wie bei einer Lesung etwas vorzutragen.
Während ich normalerweise mit Schülern ab 14 Jahren aufwärts arbeite, hatte ich in den letzten Schreibwerkstätten Hauptschüler zwischen 10 und 13 Jahren, die sehr unruhig waren.
Um Autorität und Ruhe zu wahren, gibt es verschiedene Methoden. Man kann mit Sanktionen drohen, Rausschmiss, petzen beim Lehrer oder Direktor, Auswirkungen auf die Deutschnote. Man kann persönlich werden, wie ich das bei einigen Lehrern schon beobachtet haben: Bist du eigentlich zu doof, um zu verstehen, was ich meine, wenn ich Ruhe sage?
Liegt mir beides nicht und mangels besserer Ideen, versuche ich es einfach mit Lautstärke, was auch ganz gut funktioniert. Ich rege mich nicht auf, es ist ein bewusst eingesetztes Mittel und bisweilen habe ich ein perverses Vergnügen daran einfach mal zu brüllen, was die Stimmbänder so hergeben. Wann macht man das schon mal?
Doch es ist ein Vergnügen, auf das ich lieber verzichten würde, wenn es dann anders ginge. So schreie ich ein, zweimal in der Stunde, um die nötige Ruhe herzustellen.
In einer Pause kam bei meiner letzten Schreibwerkstatt ein Schüler auf mich zu. 12 Jahre alt, pausbäckig, mit Brille und Sommersprossen.
Anzeige
- Wir brauchen einen Lehrer wie Sie, sagte er.
- Was meinst du damit?, wollte ich wissen.
- Einen, der sich Respekt verschaffen kann.
Und dann fügte er hinzu: Können Sie unserer Lehrerin nicht beibringen auch so zu brüllen wie Sie?