Die Moderatorin Noah Sow hat ein Buch über Rassismus im Alltag geschrieben. Und wie man damit aufhört.
Fragen von Jeannine Kantara
Was ist Rassismus? Wo beginnt er? Wie äußert er sich? In ihrem neuen Buch
Deutschland schwarzweiß
beschreibt die afrodeutsche Sängerin, Autorin und Moderatorin
Noah Sow
den alltäglichen Rassismus in Deutschland und erklärt, wie man ihn bekämpfen kann.
Zuender: Frau Sow, sind Sie wütend?
Noah Sow: Das wurde ich bisher nie gefragt. Normalerweise höre ich: Sie sind ja wütend. Das ist dann eine Feststellung, keine Frage. Ich muss dann immer lachen, denn das ist, als wenn mir andere sagten: Du bist traurig oder gut gelaunt. Das können die doch gar nicht wissen.
Warum haben Sie ein Buch über Rassismus in Deutschland geschrieben?
Es ist wichtig, dass es Bücher über Rassismus gibt – je mehr und verschiedener desto besser. Mein Buch sagt eigentlich nichts Neues. Alle Informationen, auf die ich mich berufe, sind seit mindestens zwanzig Jahren bekannt und veröffentlicht. Ich hatte jetzt die Möglichkeit, diese Informationen zusammenzufassen und an ein Mainstream-Publikum zu bringen, das sonst für solche Themen nicht offen ist. Das fand ich spannend.
Wieso zeigen große Verlage wie beispielsweise Bertelsmann gerade jetzt Interesse an der Veröffentlichung von Büchern über Rassismus?
Das frage ich mich auch. Gleichzeitig freue ich mich einfach über die Bereitschaft, solche Bücher zu veröffentlichen. Ich deute das als positives, gesellschaftliches Signal. Wenigstens schaut man hin.
Wie sind Sie bei Ihren Recherche vorgegangen?
Viele schwarze PublizistInnen, WissenschaftlerInnen und AutorInnen forschen sowieso schon zu dem Thema. Ich profitiere von ihrer Arbeit. Außerdem arbeite ich selbst seit Jahren zu diesem Thema und wusste deswegen schon vieles.
Anzeige
War es schwer, Informationen über schwarze Menschen in Deutschland zu bekommen?
Überhaupt nicht. Es wundert mich, wenn mir Weiße Dinge sagen wie: Das wusste ich alles nicht. Oder: Wie nennt man denn schwarze Deutsche nun wirklich? Ich kann nur sagen: Es gibt kein Informationsverbot. Wer etwas über Kakteenzucht wissen will, kann sich ein Buch kaufen oder im Internet herausfinden, wie es geht. Ebenso leicht kann man sich über schwarze Deutsche informieren. Es gibt zum Beispiel einen Dachverband, der heißt
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
. Komischerweise scheint die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sich gar nicht informieren zu wollen, was die Beziehung zu ethnischen Minderheiten angeht.
Das Buch bietet Weißen keine Verschnaufpause und keine Möglichkeit, sich wohlzufühlen.