Drogengeschichte
P A R T Y
TEIL 3
Das Speed brachte mein rechtes Auge zum Tränen. Ich warf Aufnahmegerät, Kamera, Block und Stift in meine Tasche, kramte meine Flip Flops unter dem Tische hervor, und war schon auf dem Weg zur Tür als mein Computer piepste. E-Mail aus Japan. „10.30 intv – cancelled!“ In einem Wutanfall schleuderte ich die Bierdose übers Terassengeländer. Dann setzte ich mich aufs Klo und wartete, dass die 5 Liter Wasser, die ich über die Nacht hinweg getrunken hatte, wieder herauskämen.
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Als ich mich um drei Uhr Nachmittags wieder aus den Laken hervorwühlte war ich immer noch high. Ich machte einen Früchtemilchshake und trank ein halbes Glas. Dann radelte ich zum Sónar By Day-Gelände und wartete auf Alice in der Presselounge, bewaffnet mit zwei Bier und einer neuen Schachtel Zigaretten. Alice trank Cola. „Hast du die Fragen?“ Natürlich hatte sie sie. Auf dem Weg zum Meridien, wo Jeff Mills uns erwartete, trat ich in eine Pfütze unerklärlichen Urspungs.
Alice war ganz ihr professionelles Selbst. „Hello, how are you doing? Dein Set gestern Nacht war fantastisch! Vielen Dank, dass du dir für uns Zeit genommen hast.”
45 Minute später traf ich Fede auf dem Sónar und wir machten uns auf, verträgliches Essbares zu suchen. In einer Tapasbar bestellte ich eine kalte Gemüsesuppe, Fede einen Gin Tonic. Unter der Theke reichte er mir eine halbe Pille.
Zurück auf dem Festival trafen wir die Jungs aus Sevilla im zweiten Stock des Museums, wo ein DJ Funky House auflegte und 50 Leute breit grinsend auf Tischen und Sofas tanzten. Die Sevillaner hatten sich mit Spiegelreflexkameras bewaffnet und fotografierten Mädchen, ganz auf professionell.
Ich setzte mich auf ein Sofa und sah der Menge zu. Ein grinsendes Mädchen zog mir meine Flipflops aus und tanzte davon, die Schuhe über ihrem Kopf schwenkend. Ein Typ kniete sich neben mich und machte eine Nahaufnahme von meinem Auge. Ich zündete mir eine Zigarette an und gab auch dem Typen Feuer. Als er sich zu meiner Hand hin beugte, fiel er vornüber vom Sofa.
„Gehen wir nach Hause“ sagte Fede.
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Nach einer heißen Dusche und zwei Lines Speed machten wir uns auf den Weg zum Messegelände. Noch auf dem Parkplatz schluckte ich ein Papiertütchen mit MDMA. Ich hatte noch so viel Chemie im Blut, dass ich heute nicht mehr so krass hochkommen würde wie am Vorabend, dass wusste ich. Trotzdem wollte ich den Kick, wartete auf mehr, immer mehr.
Es war viel voller als am Freitag. Mein Körper war zu müde zum Tanzen, also machte ich mich auf, Gesprächspartner zu finden. Eine Weile lang quatsche ich einen Bekannten an der Garderobe voll. Meine Kiefermuskeln brannten, und meine Gedärme waren unruhig.
Bei Richie Hawtin und Ricardo Villalobos wurde die Situation surreal. Einer meiner Freunde hatte mit einer vierzigjährigen Magersüchtigen angebandelt. Das Gesicht eines anderen war durch die Drogen so angeschwollen, dass er aussah als hätte er eine extreme allergische Reaktion. Er fing an, Fede in unverständlichem australischen Englisch vollzuquatschen. Es war Zeit zu gehen. Die Magersüchtige kam mit.
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