Wenn wir alle dieselbe Sprache sprechen und denselben Glauben praktizieren würden, wäre das sehr langweilig. Gebt uns Gegensätze und lasst uns lernen zu teilen.
Fariborz (Iran)
, 18. Juli 2007 um 7:55 Uhr
In der Islamischen Republik Iran gibt es so gut wie gar keine Einwanderer. Aber es gibt fast eine Million Flüchtlinge aus Afghanistan. Sie kamen schon während des Krieges mit der Sowjetunion, später dann aufgrund der Unterdrückung durch die Taliban. Die meisten leben in Armut, sie sind oft schlecht ausgebildet und verrichten einfache körperliche Arbeit, zum Beispiel als Fabrikarbeiter, auf dem Bau oder in der Landwirtschaft. Sie bekommen unglaublich niedrige Stundenlöhne, manchmal werden sie auch überhaupt nicht bezahlt, weil sie keine Arbeitserlaubnis haben.
Die Regierung verweigert ihnen grundlegende Rechte: medizinische Versorgung, Bildung, Arbeit. Es ist offzielle Politik, die afghanischen Flüchtlinge dazu zu bringen, das Land so schnell wie möglich wieder zu verlassen.
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Leider verkaufen einige von ihnen Drogen und werden auf Grund der großen Armut kriminell, in einigen Provinzen des Iran betreiben sie auch Sexhandel. Sie heiraten iranische Mädchen und verkaufen ihre Bräute dann nach der Hochzeit an Bordelle in Afghanistan. Das ist traurig.
Das schlimmste ist, wie Iraner mit den Afghanen umgehen. Ihr Verhalten ist voll von Rassismus. Sie rauben sie aus, schwärzen sie an und stoßen sie herum. Das widert mich an. Ich finde, dass die Menschen im Nahen Osten ihren Nachbarn gegenüber sehr rassistisch sind. Wir können einander nicht für eine Minute akzeptieren. Warum? Wo ist die Menschlichkeit? Was ist falsch mit uns?
Auf der anderen Seite behandeln wir die Menschen aus dem Westen sehr höflich. Das ist gut, wirft aber die Frage auf, warum wir Afghanen nicht auf die gleiche Art behandeln.
limpia
, 18. Juli 2007 um 20:45 Uhr
Habt ihr schon mal von Queens, diesem New Yorker Stadtteil, gehört? In diesem Viertel gibt es eine Fülle von Einwanderern aus aller Welt. Die Nachbarschaft ist voll von Pakistanis, Indern, Chinesen, Koreanern, Südamerikanern, Latinos und vielen anderen. Diese Menschen füllen unsere Universitäten, auch wenn sie Einwanderer der ersten Generation sind. Sie arbeiten hart und scheinen der Demokratie treu zu sein. Sie üben ihre Religionen aus oder auch nicht und viele von ihnen eröffnen kleine Läden oder Restaurants (lecker).
Ich glaube, in dieser Stadt gilt der Grundsatz "Leben und leben lassen", trotz der Vorurteile zwischen einzelnen Menschen, die es vielleicht gibt. Frauen werden nicht vergewaltigt oder gegen ihren Willen verheiratet. Reiche Leute können ihre Hausdiener nicht missbrauchen oder schlecht behandeln: Ich habe von Saudis in unserer Gegend gehört, die ihre indonesischen Diener mit nach New York brachten und sie weiterhin nicht bezahlt haben, sie schlecht behandelten und ihnen ihre Pässe abnahmen. Dafür wanderten sie hinter Gitter.
Ich habe auch von Moscheen in Queens gehört, die sich über die Überwachung durch die Behörden beschwert haben. Ich glaube aber, dass wir nicht darum herumkommen, in der momentanen Situation auf die Überwachung einiger zur Sicherheit aller zu verzichten. "Checks and balances" funktioniert scheinbar und ich nehme an, dass Einwanderergruppen da zustimmen würden. Ihr großes Bedürfnis hierherzukommen bezeugt das doch.
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Fariborz (Iran)
, 19. Juli 2007 um 1:50 Uhr
Ich sollte noch hinzufügen: Ja, ich denke schon, dass alle Bürger eines Landes seine Sprache sprechen sollten, auch wenn sie ausländische Wurzeln haben. Wenn Einwanderer aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen, ist die Sprache das Grundelement jeglicher Interaktion.
Ich weiß, dass Immigranten in Australien oder Kanada eher Kolonien bilden, als sich auf ihr neues Land einzulassen. Chinesen geben sich zum Beispiel nur mit Chinesen ab. Die meiste Zeit brauchen sie nicht mal Englisch zu sprechen. Und andere Minderheiten tun dasselbe.
Mir kommt es manchmal so vor, als ob der so genannte Multikulturalimus in Wahrheit nur eine Multi-Kolonien-Gesellschaft ist.