Um diese Botschaft zu transportieren, hast Du Dich nackt fotografieren lassen und Oralsex versprochen?
Ein bisschen unwohl fühle ich mich damit schon. Eigentlich bin ich eine eher schüchterne Person, unsere Kampagne hat aus mir ein Sexsymbol ohne Inhalt gemacht. Aber genau diese Botschaft wollen wir ja transportieren: Bei der Politik kommt es nicht mehr auf den Inhalt, sondern auf die Verpackung an. Ich bin von dem Projekt wirklich überzeugt, sonst hätte ich mich nicht dafür ausgezogen.
Du sprichst immer von Projekt. Ich dachte Ihr seid eine Partei?
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Sind wir auch. Aber begonnen haben wir als Projekt von sechs Freunden, die die Entwicklung in der Politik gestört hat. Inzwischen sind wir zwar als Partei angemeldet und stehen auch auf dem Wahlzettel, aber wir steuern das Ganze immer noch zu sechst. Vier von uns sind gerade mit dem Studium fertig, eine Freundin und ich studieren noch.
Die deutschen Medien bezeichnen Dich als
Parteivorsitzende
, im Internet wird wild diskutiert, ob Dein Angebot ernst gemeint ist – haben wir uns von ein paar Studenten foppen lassen?
Nein, wir nehmen unsere Wähler ernst und wollen auch selbst ernst genommen werden. In unserem ersten Wahlkampf vergangenes Jahr, als wir für das Städteparlament in Antwerpen kandidierten, haben wir uns bei tausenden Wählern persönlich vorgestellt Zum Schluss haben 1,5 Prozent für uns gestimmt – das ist sehr viel für eine kleine Partei.
Ihr habt die Wahlwerbung selbst finanziert? Warum nutzt Ihr die Aufmerksamkeit nicht, um Unterstützer zu gewinnen?
Es gab schon Angebote. Aber wer finanziert, möchte auch mitreden. Und wir möchten weiterhin frei bleiben, um unser eigenes Ding zu machen. Wir haben große Angst davor, dass unsere Ideen durch Abhängigkeiten verwässert werden.
So viel Aufmerksamkeit wie es scheint, bekommen wir auch gar nicht. Es melden sich zwar Journalisten aus Deutschland, Italien, Polen, Frankreich. Aber in Belgien haben gerade Mal zwei Zeitungen angefragt. Anscheinend bestätigen sich unsere Befürchtungen: Diese Art des Wahlkampfs regt in unserem Land viel weniger auf als anderswo.
Heißt das, Ihr wollt die Kampagne noch weiter auf die Spitze treiben?
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Nein, das war schon spitz genug. Jetzt kehren wir zurück zum Inhalt. Ich schreibe ein Blog auf unserer Homepage, das ich wieder regelmäßiger aktualisieren werde. Bis zur Wahl am 10. Juni gibt es noch genug zu sagen, mehr nackte Haut gibt es erst mal nicht.
Wozu denn überhaupt eine inhaltliche Kampagne, wenn Ihr doch gar nicht gewählt werden wollt?
Wir brauchen eine Partei wie die unsere, damit die Menschen die Möglichkeit haben, Politiker zu sanktionieren, wenn sie mit ihnen unzufrieden sind. Auch wenn wir hoffen, dass sie von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machen müssen.