Film
Neues vom Burgerkrieg
TEIL 2
Fast Food Nation
ist die neueste Episode in einem lange währenden Burger-Krieg, dessen Ende nicht abzusehen ist. Das Feindbild
Hamburger
besteht seit Dreißig Jahren aus denselben Zutaten: Fast Food ist böse, weil unhygienisch, ungesund und Schuld an der Ausbeutung von Arbeitskräften. Schon mindestens ebenso lange greifen Journalisten und Regisseure die Fast Food-Industrie an. Mit den Mitteln des investigativen Journalismus hat das vor Eric Schlosser bereits Günther Wallraff getan. Für sein Buch
Ganz Unten
schlich er sich in den achtziger Jahren in der Rolle des Türken Ali bei
McDonalds
ein. In dem Buch berichtete er den deutschen Lesern von miesen Arbeitsbedingungen und dreckigen Küchen. An einer besonders pikanten Stelle des Buchs musste Ali Wallraff die Tische mit demselben Lappen abwischen, mit dem er zuvor die Klos geputzt hatte.
Aber nicht nur Sachbücher, auch Spielfilme, die Ernährungs- und Kulturkritik vereinen, haben eine lange Tradition. Der Film
Soylent Green
von 1973 ist gewissermaßen der dramaturgische Urschrei des Genres. Seine Handlung gleicht derjenigen von Fast Food Nation. Auch hier geht es um die Geheimnisse der Lebensmittelindustrie, denen ein Taxifahrer (gespielt von Charlton Heston) auf der Spur ist. Soylent Green spielt in einer fernen Zukunft mit einer katastrophalen Ernährungssituation. Das einzige frei erhältliche Nahrungsmittel ist eine Art industriell produzierter Brühwürfel namens Soylent (angeblich "Wundernahrung aus hochenergetischem Plankton"). In der Schlussszene deckt Charlton Heston den Lebensmittelskandal auf und verkündet: "Soylent Green ist aus Menschen gemacht! Sie machen Essen aus Menschen! Wir müssen sie irgendwie aufhalten!"
Nur mit Hinweis auf die Verfettungsgefahr, aber mit ebenso viel Pathos kam vor
Fast Food Nation
auch schon
Super Size Me
ins Kino. Der Film war als Selbstversuch konzipiert. Ein Mann namens Morgan Spurlock ernährte sich darin unter ärztlicher Aufsicht 30 Tage lang nur aus dem Angebot von
McDonalds
. Nach dieser Frist war er ein körperliches Wrack. Er hatte 13 Prozent Körperfett zugelegt, litt zudem unter Herzrhythmusstörungen, Leberverfettung, Depressionen und Impotenz. Das war im Kino nicht schön anzuschauen – auch weil es dramaturgisch überspitzt war. Denn Spurlock war zunächst ein Einzelfall. Als der schwedische Mediziner Frederik Nyström
Super Size Me
sah, beschloss er, das Experiment unter wissenschaftlichen Bedingungen zu wiederholen, und, siehe da, Nyström kam zu einem weit weniger erschütternden Ergebnis. Zwölf Männer und sechs Frauen, alle gesund und Anfang Zwanzig, nahmen am wissenschaftlichen Burgermarathon teil. Am Ende hatte aber nur einer der Probanden so stark zugelegt wie Spurlock. Er und alle anderen Teilnehmer kehrten kurze Zeit später zu bester Gesundheit zurück.
Trotzdem, solche Filme und Bücher wie
Fast Food Nation
haben im Kampf gegen die Schnellimbiss-Industrie bereits einiges bewegt. Zum Beispiel haben sie angeblich dazu geführt, dass
McDonalds
in den USA nun Salate verkauft. Diese Aussage wird von dem Unternehmen jedoch heftig bestritten. Salate habe es schon lange vor dem Buch gegeben, sagt ein Sprecher des Konzerns auf Nachfrage am Telefon.
McDonalds
sei ein transparentes und ernährungsbewusstes Unternehmen, "kommen sie doch einfach selbst mal auf eine Tour als Qualitäts-Scout vorbei".
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