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Alkohol

Eins oder Null

TEIL 2

Was sich etwas krude anhört, ist kein Einzelfall. Übertreibungstrinker finden sich überall unter uns (übrigens nicht nur auf männlicher Seite, obwohl wir diesen Phänotyp hier der Einfachheit halber nur als einen "Ihn" begreifen). In der Schule, in der Universität, bei der Arbeit, Urlaubsbekanntschaften, Freunde von Freunden, sogar in Elternhäusern - überall schnell Schaltende. Wo sind sie, die Weisen und Strebsamen mit gesittetem Trinkverhalten? Die nach einigen gemütlichen Feierabendbier komafrei den Weg ins Bett finden?

Das Glück des Schnellschalters währt nicht lange, denn im fünften Gang fährt sich die Karre schnell zugrunde, bis sie nur noch Öl sprotzend im Graben liegt. Torkeln und bestellen können diese Menschen noch, eine Unterhaltung mit ihnen sollte man aber meiden - ihr Langzeitgedächtnis ist bereits ausgeschaltet, der Abend verkürzt sich in ihrem Gedächtnis später zu einer knappen halben Stunde. Der Fünft-Gängler ist gewissermaßen so schnell durch eine mehr oder minder pittoresque Landschaft geheizt, dass Bäume, Felder, Berge und Täler sich zu langen, breiigen Streifen am Auge vorbei ziehen. Wie ein Hund kommt selbst der zerstörteste Extremtrinker dennoch instinktiv nach Hause. Meist reicht es sogar noch dafür, im nächsten Dönerladen Bier für den Rückweg zu hamstern, die halbvolle Flasche findet sich dann am nächsten Morgen in der Küche wieder.

Überhaupt, der nächste Tag! Da ist der Übertreibungstrinker eine arme Wurst, ein von Kopfschmerzen, Übelkeit, Selbstmitleid geplagtes Etwas. Er ist ein zwanghaftes, Lungenbröckchen hustendes und vergessliches hässliches Wesen, das vor lauter Kopfschmerz nicht vor die Tür zu treten wagt. Er beklagt die anbrechende Dunkelheit, den verpassten Tag. Depressiv wegen verbrauchter Glückshormone, eingegraben vor der Glotze liegend, dämmert er vor sich hin, auf den erlösenden Abpfiff des Tages wartend.

Wieder einmal in die Alkoholfalle getappt zu sein, deprimiert den Fünft-Gängler. Im Alkohol den kleinsten gemeinsamen Nenner mit anderen zu finden, sollte ihn eigentlich wachsam werden lassen. Er sollte auch gemerkt haben, dass die Ablenkung vom Dasein dauerhaft nicht glücklich machen kann, dass Exzesse eine Flucht vor der Realität sind. Merkt er aber nicht. Denn leider hat der Fünft-Gang-Trinker, ansonsten ein eher reflektierter Typ, in diesem Punkt ein bemerkenswert dysfunktionales Gedächtnis mit erstaunlich geringer Halbwertzeit. Man kann es sich in den Kalender schreiben: Bis Dienstag dauern die Nachwirkungen des Wochenendes noch an. Dann ist Mittwoch. Nur noch zwei Tage bis zum Wochenende! Die Geschichte beginnt von vorn .

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