Wenn überhaupt, würde ich ja den Weg der Gemeinsamkeiten vorschlagen, aber vielleicht ist auch das der falsche. Denn das ist ja nur meine Meinung, dass das funktionieren könnte. Und Meinungen gibt es ebensoviele wie Menschen und woher soll ich wissen, dass ausgerechnet ich richtig liege?
Anders gefragt: Wer ist Birand Bingül, dass er glaubt zu wissen, was gut für mich ist? "Es braucht etwas Mut zur Veränderung. Aber es wird sich für jeden lohnen", verspricht er.
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, wieviel Unheil Menschen letztlich anrichten, die glauben, sie wüssten wo es langgeht? Dabei können sie die besten Absichten haben, darum geht es nicht. Das Leid kommt in die Welt auch durch die Leute, die sie zu einem besseren Platz machen wollen. Nimm Religionsstifter, nimm Marx, nimm irgendwen, der eine nennenswerte Anhängerschaft hat und schau, wieviele um der guten Sache Willen Drangsal erdulden mussten.
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Das ist natürlich nur die eine Seite dieser Medaille, aber ich habe den Eindruck, man schaut seltener drauf.
Mein Aufenhaltsstatus in diesem Land ist nicht anders als der von Murat Kurnaz. Und somit weiß ich, was ich dem Land wert bin, wenn es hart auf hart kommt: Fast nichts.
Nein, ich möchte auch nicht zu denen gehören, die sich in einer Opferrolle sehen, aber dass man hier ausgegrenzt wird, ist einfach Fakt.
Ja, ich weiß, dass alles Gute in die Welt kommt, weil jemand mehr tut als er muss. Aber mir geht es wie diesem Mann, der weiß, dass er kein Maiskorn ist. Ich weiß mittlerweile, dass ich integriert bin. Es sind nur ganz schön viele Deutsche, die das nicht wissen. Und ich bin es leid, Überzeugungsarbeit zu leisten. Wer will – bitte. Ich möchte nicht mein Leben als Sklave dieser Themen verbringen.
Aber eigentlich wundert es mich nicht, dass Birand Bingül soviel Platz und Aufmerksamkeit bekommt und ich dann hier ein paar Zeilen dazu schreibe. Wäre ich bequemer Deutscher, der so einiges nicht weiß, dann würde mir Bingüls Meinung auch besser in den Kram passen als meine.