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Globalisierung

Du willst es doch auch

Tag drei auf dem Weltsozialforum. Schnell wird klar: Die Afrikaner hier wollen eine bessere Welt, die Leute aus dem Westen auch. Doch jeder hat seine eigenen Vorstellungen davon. Mail aus Nairobi, dritter Teil.

Ich besuche einen Workshop zum Thema "food sovereignty", eine indische Frau hält den Vortrag. Inder diskutieren mit Afrikanern, es freut mich zu sehen, dass nicht immer nur der Westen Lösungen für Probleme anbietet, die er selbst nicht hat.

Nächstes Panel: Fraueninitiativen. Ich habe in Kenia so viele Frauen erlebt, die das klassische Rollenbild akzeptieren, was für mich immer auch Unterdrückung heißt. Das hier ist eine wirkliche Abwechslung. Viele Fraueninitiativen, die selbstbewusst ihre Rechte fordern. Besonders deutlich wird eine kenianische Mutter. Sie wirft den Männern Gewaltherrschaft vor, nennt die Beispiele von Gewalt aus ihrem Dorf beim Namen und fragt, ob es eine friedliche Entwicklung geben kann, ohne Frieden für Frauen und Mädchen.

Dann der Kontrast. Eine Amerikanerin betritt die Bühne. Ich lausche ihrer ausschweifenden Rede über die geheimen Pläne der amerikanischen Regierung zur Unterstützung der Rüstungsindustrie – der wahre Grund für die Kriege in Afghanistan und Irak. Und dass die Regierung und nicht der Hurrikan Katrina Schuld am Untergang von New Orleans habe. Außerdem entschuldigt sie sich für den amerikanischen Imperialismus und nimmt die Schuld für das Elend in Afrika auf sich.

Nach ihr redet ein Angehöriger eines sehr kleinen Volksstammes aus Kenia. Er beschwert sich, dass dem Stamm kein Land zugeteilt wurde, weil der Stamm zu klein war, um bei der Verteilung des Landes Druck auszuüben. Nun lebten seine Leute als Vertriebene, er fordert Land für sie ein.

Hier treffen Menschen aus zwei Welten aufeinander und alle wollen sie eine bessere – jeder seine.

Ich treffe Kate, meine kenianische Mitstudentin, sie freut sich über die vielen Weißen, mit denen sie ins Gespräch kam. Jemand stellt sich mir als Flüchtling aus dem Kongo vor. Er erzählt von seinem Leben als Illegaler in der Stadt. Ich möchte von ihm wissen, warum er auf dem Forum ist. "Was ist deine Motivation, wie sieht für dich eine bessere Welt aus?" Er versteht nicht was ich meine, aber er schielt die ganze Zeit auf meine Kamera. Zum Schluss fragt er, ob ich nicht noch eine zweite hätte oder jemanden kennen würde, der vielleicht eine hätte. Er wolle Journalist werden.

Ich hatte die Frage erwartet. Wieso ist eine Kamera das erste, was er braucht um Journalist zu werden? Mit dieser Hoffnung auf schnellen Reichtum werde ich hier oft konfrontiert – reich wird man, wenn man die richtigen Leute kennt. Die Elite in Kenia macht es ihnen so vor: Du mußt wissen, wen du fragen musst. Wer hart arbeitet, bleibt oft ein Leben lang arm.

Ein französisches Pärchen will von mir wissen, was ich von der Veranstaltung halte. Sie beschweren sich über die vielen Firmen auf dem Gelände. Was sei daran noch antikapitalistisch und globalisierungskritisch? Ist es nicht schon ein Zugeständnis an die Globalisierung, sich überhaupt hier zu treffen?

Ein wenig Recht muss ich den beiden geben, die Werbung eines Mobilfunkanbieters auf dem großen Willkommensplakat hätte ich nicht erwartet. Celtel ist mächtig präsent auf dem Forum, überall sieht man junge Frauen in Rot, die Simcards und eine Preisübersicht für Telefongespräche nach Hause anbieten.

Matthias Mengel ist 24 Jahre alt und studiert seit Oktober 2006 in Nairobi Physik. Er ist mit Hilfe eines Austauschprogramms nach Kenia gekommen. Während des Weltsozialforums berichtet er für den Zuender von dort.

Mail aus Nairobi:

Tag 1 - Wo sind sie denn alle?

Tag 2 - Deutsche nörgeln über das Chaos, die Straßenkinder freuen sich

Drüber reden? - Dieser Artikel wird hier im Forum diskutiert

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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