//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
////
Seiten: « 1 | 2 | 3 »

FILM

Engelschwarm im Internet

TEIL 2

Frei meint nicht kostenlos

Im Grunde macht Matt Hanson nichts anderes, als das Erfolgsrezept aus der Welt der freien Software in die Welt des Kinos zu kopieren: Freie Software – wie beispielsweise das Betriebssystem GNU/Linux – entsteht in losen, über das Internet vernetzten Gemeinden von freien Programmierern und kommerziellen Firmen. Hier gelten andere ökonomische und soziale Gesetze als bei proprietärer Software, etwa dem Betriebssystem Windows von Microsoft. Zum einen ist der "Bauplan" der Software, der so genannte Quellcode, für jeden offen zugänglich und darf verändert werden. Anders als beim Microsoft-Modell ist die Software außerdem kostenlos. Verdient wird nicht durch Lizenzgebühren, sondern mit Service-Leistungen rund um die Software. Man könnte sagen, dass Hanson, indem er den Filmstoff gemeinsam mit seinen Engeln entwickelt, den Bauplan des Werkes freigibt. Und genau wie freie Software unter speziellen Lizenzen steht, die das freie Kopieren und Verändern des Code ausdrücklich erlauben, wird auch ASOA unter einer Creative-Commons -Lizenz freigegeben, eine Art freie Lizenz für künstlerische Werke.

Mitbestimmung und Mythos

Hanson lässt andere die Gestalt seines Traumes mitbestimmen. Aber genau wie Linus Torvalds, einer der Gründerväter des freien Betriebsystems Linux, die Entwicklung des Systems maßgeblich steuerte, so formt auch Matt Hanson seinen Engelschwarm nach seinen Vorstellungen. ASOA ist alles andere als basisdemokratisch organisiert. Zwar holt sich Hanson für die beiden Drehbücher, die er zurzeit schreibt, Anregungen bei der Community und lässt diese zum Schluss darüber abstimmen, welches in die Produktion geht. Was aber zur Abstimmung kommt, entscheiden nur Hanson und eine Handvoll Vertrauter, die sich besonders um das Projekt verdient gemacht haben. Nach diesem Muster arbeitet auch die freie Software-Community: Jeder darf Code beisteuern – welche Codeschnipsel aber in die offizielle Endversion kommen, entscheidet letztlich eine kleine Gruppe um die Projektspitze.

Ein meritokratisches System

Hanson hat sich ein hierarchisches System für seinen Engelsschwarm ausgedacht. Wer aktiv ist und gute Arbeit abliefert, dessen Stimme gewinnt innerhalb der Community an Gewicht. Politikwissenschaftler nennen das Meritokratie: Wer was kann, darf herrschen. "Dieser Prozess gibt dem Filmemacher mehr Raum, als das in den gegenwärtigen klassischen Strukturen der Filmbranche möglich ist", hofft er. Das Ganze sei ein künstlerisches Experiment. "Ich muss nicht den Wünschen des Marktes gehorchen – sondern kann meine eigenen Vorstellungen und die der Community umsetzen." Hanson weiß um den undemokratischen Charakter seines Systems. Ein so komplexes Projekt wie ein Film brauche eine Gemeinschaft vertrauenswürdiger Stimmen, um der viralen Kakophonie zu entgehen.

Vertrauen ist die Währung, auf die es ankommt

Noch steckt das Projekt in der Frühphase. Der Mann, der das Kino revolutionieren will, sitzt im beschaulichen englischen Seebad Brighton und tüftelt zusammen mit den ersten Freiwilligen an den Drehbüchern. Bevor ASOA für die Massen geöffnet wird, will Hanson erst ein transparentes Finanzverwaltungssystem installieren. Alle sollen nachvollziehen können, wie die Gelder ausgegeben werden, verspricht er. Hanson weiß, dass sein Film nur gedeihen wird, wenn die virtuelle Gemeinde ihm vertraut. Manchmal frage er sich, ob er den Herausforderungen dieses Projektes gewachsen ist.

Hanson ist nicht der erste, der einen Film mithilfe von Online-Netzwerken realisiert. Im Sommer 2006 machte die 120.000 Euro teure Produktion Elephants Dream Schlagzeilen. Die zehnminütige Animation wurde zu einem Viertel über DVD-Vorverkäufe finanziert. Ein halbes Jahr, bevor mit den Arbeiten zu dem Kurzfilm überhaupt begonnen wurde, waren genug Menschen dem Aufruf auf der projekteigenen Homepage gefolgt und haben die Scheibe geordert – ohne zu wissen, was sie erwartet. Innerhalb weniger Monate fand der Film über eine halbe Million Zuschauer im Netz. Die Macher von Elephants Dream haben übrigens ausschließlich mit freier Software gearbeitet.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG