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Sieben Tage

Wüste, Morast und Mist

"Gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das kühle Grab" – wenn man die Dichter von Andreas Gryphius bis Rolf Dieter Brinkmann befragt, sieht die Zukunft ganz und gar nicht rosig aus. Wollen die Spaßbremsen der Nationen uns nur mal wieder die vorweihnachtliche Laune verderben? Oder sind sie die wahren Künder des Kommenden? Haben Rilke und Brecht vielleicht Recht?

Montag

Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand uns um unsere Brüste streichen. Der Schmerz wird uns anfallen, von hinten, von seitwärts, und betäubt uns in den Kinos, nagelt uns an die Grammophone, fällt lotrecht auf unsere Fahrscheine, auf unsere Briefe. Ausgemergeltes Land, ausgemergelte Leute wie Schwalben auf hoher See! Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben. Wer ein Pfiffikus ist, lässt sich kreuzigen.

Dienstag

In den dämmrigen grauen Straßen ziehen graue Massen hin und her – Quintillionen von unglaublich dattrigen, gottfürchtigen, zahnlückigen, immer-so-auf-anderer-Leute-erpichten Zweifüßlern – platzende Menschen, mit Fett und Schnaps vollgetrichtert. Ratten huschen durch lange zerfallene Passagen, durch die leeren bleichen Korridore der Hochhäuser, wo die letzten Krüppel noch zusammengetrieben werden. Der Fluss rollt einen kleinen Frauenkörper heran, und das bedeutet, das Ende ist nah.

Mittwoch

Staatsmänner schütten neue Lügen auf alte aus ihrem Fass und werden gepriesen für ihre freundliche Weisheit. Die Ministerien mauscheln. Wichsflecken auf den Wintermänteln der Mächtigen. Ihre Körper liegen einsam nebeneinander im Dunkeln und onanieren. Ihre Reden zerfallen wie das Gesicht einer Fernsehansagerin im halbirren Traum.

Donnerstag

Ach, die Rosen welken all! Und die dürren Äste: Nunmehr dürr und tot. Was gestern prächtig blühte, wird heute zertreten. Der Sturm der Nacht zerspaltet das Geäst im Forste. Er stört der Eber Lager und der Geier Horste. Und süße Früchte werden aus den herben, und fallen nachts wie tote Vögel nieder, und liegen ein paar Tage und verderben. Wo Tier und Vögel waren, trauert die Einsamkeit. Nur der Apfelduft des Schnees, wie eh und je!

Freitag

Weltunglück geistert durch den Abend. Aber nicht ohne Musik! Die ganze Nacht wird rittlings auf Drachen getanzt. Die leeren Länder + ausgestopften Jahre + lachenden Koffer tanzen. Selbst Petrus verspürt Lust zum Tanz in den alten Beinen. Geile Geigen kreischen. Es riecht nach Moschus, Schminke, Wein, entblößtem Weiberfleisch. Doch in dem Tanz von Sklaven, Königen, Frauen und Ochsen, Pferden, Kanonen wird laut das Gelächter aufschluchzen seiner Majestät des Todes.

Samstag

Das Übel nimmt zu aus Gründen, die wir nicht kennen. In allen Lüften hallt es wie Geschrei. Niemals gab es soviel Schmerz, in der Brust, im Knopfloch, in der Aktentasche, im Blutgefäß, in der Metzgerei. Lodern wird eine Flamme aus unzähligen Wunden. Und in dem grauenvollen Aufruhr werden zergehen Komödien und Kirchen, Hospitäler und Kaffeestuben, Irrenhäuser, Bordelle und Klöster. Eisenbahnen fallen von den Brücken. Krächzend kippen Omnibusse. Alles Wüste, Morast und Mist!

Sonntag

Wir fahren mit großer Geschwindigkeit auf ein Gestirn in der Milchstraße zu. Sonst ist alles in Ordnung.

Mit Versen von Hans Arp, Bert Brecht, Rolf Dieter Brinkmann, e.e. cummings, Stefan George, Andreas Gryphius, Jacob van Hoddis, Hugo von Hoffmannsthal, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Robinson Jeffers, Miroslav Krleza, Alfred Lichtenstein, Wladimir Majakowski, Ossip Mandelstamm, Dusan Matic, Paul von Ostaijen, Rainer Maria Rilke, Georg Trakl und César Vallejo.

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