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Le band c’est moi

TEIL 2

Mittlerweile haben Tomte ihre bandinterne Diktatur auf den Prüfstein gestellt: "Thees hat seinen Thron verlassen und sich uns geöffnet." Tomte sind heute eine herzliche Aristokratie. Uhlmann ist der König, doch er thront in einer so leidenschaftlichen Art, dass seine Mitmusiker nicht anders können, als ihn jeden Abend in seinem Amt zu bestätigen. Und Olli Koch sagt: "Demokratische Strukturen im Bandgefüge gibt es nicht. Ein Machtgefälle existiert in jeder Band." Das alte Ton Steine Scherben -Plädoyer von keiner Macht für Niemanden ist selbst auf der kleinen Ebene einer Pop-Band schwer zu verwirklichen.

Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass das gemeinsame Entscheiden in Bands oft zu Problemen führt. Da ist zum einen der Einfluss verschiedener Musiker auf das Gesamtwerk. Der Mikrokosmos einer Band verlangt nach Regeln. Wer darf bestimmen, wie laut welches Instrument zu hören ist? Welcher Text die Melodie begleitet? Welche Lieder letztlich auf die Platte wandern?

Meist ist es der Sänger, der das Ruder in der Hand hält. Er diktiert die Darstellung der Band nach Außen. Und er ist es, der den Laden zusammenhält. Denn du kannst in verschiedenen Bands Schlagzeug oder Gitarre spielen. Doch Sänger bist du nur in einer Band. Hinzu kommt die ungeschriebene Hierarchie der Instrumente. Meist ist der Gitarrist die zweite gewichtige Stimme einer Band. Es folgt der Schlagzeuger, dicht gefolgt vom Bassisten. Eine gute Methode gegen diese Regentschaft einzelner Klangkörper ist der Tausch der Instrumente. Die mittlerweile aufgelöste Hamburger Band Parole Trixi etwa wechselte zwischen den Liedern stets die Positionen an den Instrumenten und demonstrierte damit: Seht her, bei uns darf jeder alles.

Die beste Technik, sich dem Problem zu entziehen, ist nach wie vor die Solokarriere. Und es sind nicht wenige, die dieser Tage Erfolg damit haben: Adam Green , Jack Johnson oder James Blunt beispielsweise. Sie haben zwar Mitmusiker, stellen sich jedoch nach außen als Solokünstler dar. Das schafft Freiräume.

Auch Bernd Begemann war lange Zeit als Solokünstler unterwegs. Für das neue Album Ich werde sie finden holte er sich wieder eine Band an die Seite. Seine Begleitmusiker heißen jetzt Die Befreiung – und tragen damit ihre Mission gleich im Namen.

Solomusiker müssen keine herrschaftssüchtigen Menschen sein, manchmal sind sie einfach nur schüchtern. Doch meistens machen diejenigen eine Solokarriere, die keine Lust auf Bandstrukturen haben: Peter Gabriel machte nach Genesis solo weiter, Billy Corgan veröffentlichte nach den Smashing Pumkins ein Soloalbum, bei Take That versuchten Gary Barlow, Robbie Williams und Mark Owen ihr Glück alleine – mit bekannten Konsequenzen. Oft fallen die Musiker nämlich irgendwann wieder zurück in den Schoß einer Band.

Es gibt sie allen gegenteiligen Entwicklungen zum Trotz jedoch immer noch: jene Bands, die die Fahne der Demokratie hoch halten. Nino Skrotzki, Sänger der Berliner Band Virgina Jetzt! , sagt: "Bei uns herrscht Demokratie. Keiner setzt sich über die anderen hinwegsetzt." Und Daniel Benjamin von der Band Jumbo Jet genießt es, mit anderen Meinungen konfrontiert zu werden: "Jeder schreibt hier gleich viele Songs, das ist gelebte Banddemokratie."

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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