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Interview

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt

TEIL 2

Wenn man den Krieg ausgeklammert, würde ich sagen, dass die Künstlerinnen und Künstler, die in Jerusalem wohnen, sich bewusst dafür entschieden haben. Jerusalem ist, anders als Tel Aviv, ein Ort des permanenten Konfliktes zwischen säkularen und religiösen Leuten und zwischen Israelis und Palästinensern. Wenn man sich in seiner Kunst gerade mit diesen Konflikten beschäftigen will, macht es am meisten Sinn, hier zu wohnen. Das war für uns auch einer der Gründe, das Festival hier machen – und nicht in Tel Aviv. Mit dem Krieg ist es jetzt genau andersrum: Weil sich alle sehr sicher sind, dass Jerusalem nicht von einem Raketenangriff bedroht ist, finde ich Jerusalem im Moment weitaus entspannter. Das mulmige Gefühl, das ich habe, wenn ich nach Tel Aviv fahre, geht sofort weg, sobald ich wieder in den Jerusalemer Bergen bin.

Elektronische Musik ist ein globales Phänomen. Gibt es trotzdem Besonderheiten der Szene in Jerusalem?

Jerusalem ist für seine Experimental-Elektronik berühmt, die ganz schön düster sein kann, aber sehr interessant ist. Ich glaube schon, dass es so was wie einen „Jerusalemer Sound“ gibt, den man raushören kann. Sowohl in der experimentellen Musik als auch in dem Techno, der hier produziert wird. Es ist eine ziemlich schwere und manchmal auch deprimierende Stadt – das findet auch seinen Ausdruck in der Musik. Weniger experimentelle Musik kommt aus Tel Aviv. Dafür gibt es dort eine viel größere Techno-Szene und eine ganz andere Clubstruktur, die es DJs und Produzenten zumindest halbwegs ermöglicht, sich über Gigs zu finanzieren – wenn auch in einem viel geringeren Maße, als das in Europa der Fall ist.

Und das geht in Jerusalem nicht?

Es ist schwierig, weil Jerusalem keine wirklich alternative Clubstruktur hat. Allerdings hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Als ich vor vier Jahren das erste Mal hier aufgelegt habe, kannte noch niemand Minimal House und so was. Die standen alle mit einem großen Fragezeichen überm Kopf auf der Tanzfläche und wussten nicht genau, ob das jetzt ein Club oder eine Lounge sein sollte. Mit 124-125 bpm war es zu langsam, um „echter Techno“ zu sein. Wenn die Leute hier damals Techno gehört haben, war das entweder Detroit - oder krasser Tresor -Sound. Aber während der letzten zwei Jahre waren viele unserer Freunde schon hier – Mia, Jacob Farley, die Leute von Areal Records . Gleichzeitig sind viele VJs und DJs von hier für kleine gemeinsame Tourneen nach Deutschland gekommen. Dadurch hat sich viel verändert. Daraus ist auch die Idee für dieses Festival entstanden. Wobei es aber nicht nur darum geht, internationalen Acts eine Möglichkeit zu geben, nach Jerusalem zu kommen. Wir wollen auch die lokale Szene unterstützen – zum einen dadurch, dass wir Leute herholen, zum anderen auch, indem wir versuchen, denen ein Tor nach Europa zu eröffnen. Wir werden eine Produktion in London mit dem Institute for Contemporary Arts haben und wir planen eine Kooperation mit dem Mutek Festival in Kanada. Im Februar 2007 sind auch einige kleinere Versionen des „c.sides“ in Berlin, Hamburg und Köln geplant.

Was treibt die Künstler hierher?

Für die Künstler gibt es keinen großen finanziellen Anreiz, hierher zu kommen. Wir sind ein armes Festival, trotz der Förderung, die wir erhalten. Alle Künstler – egal ob sie aus Jerusalem sind, ob sie Musiker, DJs oder Videokünstler sind – bekommen die gleiche symbolische Gage. Ich glaube, dass gerade das Interesse für den Kontext, in dem das Festival stattfindet, die Künstler herbringt. Nicht die paar Cents für das Booking. Israel ist – gerade für deutsche Künstler – ein diskursiv geladenes Feld und kein Ort, an den man einfach mal so fährt, auflegt und sich am nächsten Tag vom Acker macht. Es ist für einen nicht jüdischen, deutschen Künstler etwas Besonderes, auf einmal an einen Ort zu kommen, wo fast nur Juden leben. Viele haben darauf schon seit längerem gewartet.

Zum Festival:

Das c.sides Festival für elektronische Musik und Medienkunst findet vom 29.-31. August in Jerusalem statt. Mit dabei sind DJs, Produzenten, Videokünstler und Theoretiker aus Israel, dem Libanon, Deutschland, Österreich, Frankreich, England, den USA und Kanada (u.a. Acid Pauli, DJ Koze, Lawrence, Barbara Morgenstern, die Gebrüder Teichmann).

Teil des Festivals ist ein Kongress mit Workshops und Diskussionen zu politischen und historischen Fragen.

Kuratiert wird das Festival von dem Kölner DJ Till Rohmann und der israelischen Medienkünstlerin Ronny Shendar

Eine Compilation-CD mit Tracks der teilnehmenden Künstler ist über www.a-musik.com zu beziehen und kostet € 19,90. Da mal reinhören

Auch schön:

Krieg und Disco - Hans Nieswandt ist im Auftrag des Goethe-Instituts durch den Nahen Osten getourt

Gilad von nebenan - In Israel gibt es keine Soldaten. Nur junge Menschen, die entweder in der Armee waren oder es noch sind.

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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