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MTV Flux

MTV zum Selberbauen

MTV startet einen neuen Sender, dessen Programm die Zuschauer gestalten sollen. Das ist nicht so revolutionär, wie es klingt. Findet Sarah Benecke

Wer hätte das gedacht. Pünktlich zum 25. Geburtstag wartet MTV mit einem neuen Sender auf. "MTV Flux" soll er heißen, anders und einzigartig soll er sein. Englische und irische Zuschauer können ihr eigenes Programm gestalten, indem sie selbstgemachte Filmchen einsenden und austauschen. Das alles wird, so die Vision, per Handy oder PC geschehen: Ein Netzwerk von produzierenden Zuschauern.

Das neue Aushängeschild von MTV ist aber nicht so revolutionär, wie es angekündigt wird. Das so genannte "social networking" ist längst in den Händen von Internetplattformen wie MySpace , Kurzfilme und Clips werden über Anbieter wie YouTube oder Google Video in die ganze Welt verschickt.

Was soll Besonderes an einem Sender wie MTV Flux sein, wenn ähnliche Inhalte schon seit Jahren im Internet abgreifbar sind? Anscheinend nur, dass MTV Flux ein Fernsehsender mit redaktionell bestimmtem Sendeplan ist. Aber das ist nicht unbedingt fortschrittlich, im Gegenteil. Übers Internet kann man schon längst fernsehen – mit Flux wird lediglich ein Konzept, das im Internet entstanden ist, auf das ältere Medium Fernsehen übertragen. Das sieht verdächtig nach einem Versuch des einst so populären Senders MTV aus, gegen die erdrückende Internetkonkurrenz anzukommen.

Hier steckt das Musikfernsehen in der Klemme: Einerseits muss es mit neuen Formaten aufwarten, um sich gegen das Internet behaupten zu können. Andererseits muss es seine Präsenz im Internet stärken, um dort die Marktentwicklung nicht zu verschlafen. MTV hat vor einer Woche eine Pressemitteilung mit dem Titel " MTV Overdrive revolutioniert das Musikfernsehen im Internet" herausgegeben. Das Breitbandportal soll es den Zuschauern ermöglichen, ihr individuelles MTV-Programm online zusammenzustellen und es sich anzuschauen, wann immer sie wollen. Kostenfrei und "on Demand", wie es auf Neudeutsch so schön heißt. Dass ein Medienunternehmen dies anbietet, ist neu. Der Rest allerdings nicht.

Jetzt drängt sich die Frage auf, was das Fernseh- vom Internetangebot unterscheiden soll. Beide bieten Austausch und individuelles Programm, sind kostenlos und interaktiv. Beide zielen auf die Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen und sind für Werbekunden deswegen interessant. Joel Berger, Mitglied der Geschäftsleitung von MTV Networks, bestätigt die Verschmelzung des Angebots: "Wir sehen uns weniger als TV-Sender, sondern als einzigartiges Portfolio von Marken und Inhalten mit einem ständig wachsenden Angebot im Bereich der digitalen Medien. Das M in MTV steht zukünftig also nicht mehr nur für Musik, sondern auch für Multiplattform".

Michiel Bakker, Chefmanager von MTV in England und Irland tönte in einem Interwiew: "Wir müssen etwas einzigartiges und anderes entwerfen". Ob das gelungen ist, bleibt fraglich. Einmal abgesehen davon, dass ähnliche Modelle bereits in Italien und Japan getestet wurden, ist MTV Flux bei weitem nicht der erste Sender, dessen Zuschauer das Programm bestimmen können.

Current TV , eine Mischung aus offenem Kanal und Weblog, wurde im vergangenen Jahr von Al Gore, der einst Stellvertreter von Bill Clinton war, ins Leben gerufen. Motto: "Created by, with and for our audience". Der Sender will den 18 bis 34-Jährigen eine Stimme geben, sie in kurzen Videoclips zu Wort kommen lassen und daraus – garniert mit Filmchen und Musikclips – das Programm gestalten. Doch das US-Magazin "The Nation" monierte, die Produzenten hätten ihre Ziele verfehlt: "Die ‚Demokratisierung’ der Medien – was für sie bedeutet, normalen jungen Leute einen Stimme zu geben – wurde für sie wichtiger, als Politik - oder das miserable Niveau der Fernsehprogramme zu erhöhen".

Auch bei MTV Flux wird der Schwerpunkt darauf liegen, Zuschauer zu erreichen und sie interaktiv zu binden - nicht die Qualität der Beiträge zu sichern. Daran hat der Chefmanager Bakker sicher nicht gedacht, als er verkündete, am Ende könnten alle Sender wie Flux funktionieren.

Außerdem: Wollen wir überhaupt alles selbst bestimmen? Chatten und Clips verschicken können wir auch im Internet. Das Fernsehen dagegen ist ein Passivmedium. Das macht es so einzigartig.

Weiterlesen:

25 Jahre MTV – Wer ist schuld, dass wir MTV nicht mehr lieben?

Mehr Unruhe – Warum der Moderator Klaus Fiehe Internetradio gefährlich findet

Krieg und Disco – Der Nahe Osten braucht Musik

Nach Hause – Zuender. Das Netzmagazin .


 
 



 

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