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Wehrdienst in der Türkei

Das Geld gehörte uns

Wie übersteht man 28 Tage beim türkischen Militär? Selim Özdogan berichtet von seinen Erlebnissen


Wenn du als türkischer Staatsbürger im Ausland lebst, hast du die Möglichkeit statt der regulären 18 Monate Wehrdienst nur 28 Tage zu machen und dich für den Rest Zeit freizukaufen, für ungefähr 5000 Euro. Das hört sich viel an, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, daß man dafür 17 Monate Lebenszeit bekommt, über die man mehr oder weniger frei verfügen kann.

Eine Möglichkeit, die ich wahrgenommen habe. Ich hätte natürlich auch die Staatsbürgerschaft wechseln und Deutscher werden können, günstigstenfalls zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon zu alt bin, um hier noch in die Pflicht genommen zu werden. Falscher Stolz und so einige andere Gründe haben mich bewogen, das nicht zu tun.

So habe ich 28 Tage Wehrdienst geleistet mit anderen Türken, die sich freigekauft hatten. Einer kam aus Australien und konnte kaum ein Wort türkisch. Ich habe seinen Mut bewundert. Ein anderer war der große Bruder des Regisseurs Fatih Akin, der bemerkenswerterweise der einzige in seiner Familie ist, der nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

Mir wurde die Zeit dort sehr lang, Gesellschaftsspiele jeglicher Art und Walkman waren verboten, und Bücher lesen gestaltet sich schwierig, wenn man mit 47 Anderen einen Schlafsaal teilt. Die endlosen Vorträge – eigentlich die gesamte Ausbildung, die keiner von uns richtig ernst nehmen konnte – und die meisten meiner Kameraden langweilten mich entsetzlich. Männer jenseits der Dreißig, die mit Stolz berichten, daß sie noch nie gespült haben; die kaum ein anderes Thema haben als Ficken und wo man beim Ausgang die billigsten und besten Nutten bekommt.

Ich war mit Menschen zusammen, mit denen ich im zivilen Leben sehr wenig zu tun habe. Das könnte interessant sein, aber es gibt halt Gründe, warum ich solche Leute nicht kenne.

Ich fühlte mich allein und wie gesagt, die Zeit wurde mir sehr lang. Doch wenn ich weinerlich zu werden drohte, sah ich mir immer diesen Berg von einem Mann an, den wir Rambo nannten und der die letzten zweieinhalb Jahre in Deutschland im Knast verbracht hatte. Dann war er zwei Monate frei gewesen und nun steckte er wieder in Zwängen, über die er aber nur lachen konnte. Es bestand die Gefahr, daß er aus Deutschland abgeschoben wurde und so lange er noch im Ausland lebender Türke war, wollte er schnell den Wehrdienst ableisten.

Ich habe ihn gefragt, warum er gesessen hat. Erpressung, hat er geantwortet, also, die haben gesagt, es sei Erpressung, aber das Geld gehörte uns.

Mehr wollte ich dann nicht mehr wissen.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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