Bleibt den vier Frauen denn noch Zeit für ein Privatleben? Jede für sich verbringt ja einen Großteil ihrer Zeit neben oder auf dem Platz.
"Bei einem Fan stellt sich diese Frage ja nicht. Man schwört seinem Verein einmal die Treue und dann nimmt man das mit ins Grab. So wie bei Tina Hennemann. Trautchen ist nach wie vor drei Mal pro Woche auf dem Platz. Sie hat mal gesagt, dass im Urlaub immer ein Fußballplatz in der Nähe sein muss. Der Fußball ist für diese Vier eine Art Ventil; er hat was bewirkt in ihrem Leben."
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Welche der vier Protagonistinnen hat dich am meisten beeindruckt?
"Alle. Aber jede auf eine andere Art und Weise. Zu jeder habe ich eine andere Beziehung. Trautchen fand ich vor meiner Berliner Haustür übers Internet. Ich gehe noch heute regelmäßig zu ihr Kaffee trinken. Tina lernte ich über einen Bekannten aus Saarbrücken kennen, der ebenfalls Kickers Offenbach-Fan ist. Sie ist ein spannender Charakter, weil sie sich einerseits in ihrem Milieu völlig selbstverständlich bewegt und andererseits nicht der klischeehafte, total schräge Fan ist. Das hat was Geheimnisvolles. Bei Beatrix, der Schiedsrichterin, waren wir uns anfangs nicht sicher, ob es funktionieren würde. Doch je länger man sie kennt, desto mehr muss man sie ins Herz schließen. Viola wiederum haben wir aus der Mannschaft von Turbine Potsdam deswegen ausgesucht, weil sie die emotionalste auf dem Spielfeld war."
Ist es denn ein Vor- oder ein Nachteil, gerade im WM-Jahr mit einem solchen Film auf den Markt zu kommen?
"Wir hatten die Veröffentlichung des Films gezielt für das WM-Jahr geplant, weil wir wussten, dass dadurch mehr über diesen Film gesprochen wird. Wir haben auch davon profitiert, dass 'Fußballgöttinnen' eine Woche vor 'FC Venus' in die Kinos kam. Für die Dokumentarfilm-Liebhaber war der Zeitpunkt hingegen vielleicht nicht so gut gewählt, weil diese sich in der Regel nicht so sehr für Fußball interessieren. Da ist es viel wichtiger zu kommunizieren, dass es in dem Film um Geschichten aus und über das Leben dieser Frauen geht. Fußball ist zwar ihr Ventil, es geht aber zugleich um sehr viel mehr als nur den Sport. Ich bin glücklich, dass unser Film nun in vielen Medien präsent ist und dass über ihn gesprochen wird. Vielleicht lag das auch daran, dass wir darin den Frauenfußball so dargestellt haben, wie der Männerfußball mal in den Sechzigern war. Als der Fan noch nah an seiner Mannschaft war."