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Finale

Kein Held sein wollen

TEIL 2

Egal, ob und mit welchen Worten Materazzi ihn an diesem 9. Juli beleidigte – Zidanes Kopfstoß war eine wohlüberlegte Aktion. Ein Stinkefinger in Richtung aller Heldenschreiber. Der einzige mögliche Weg, der Mythologisierung zu entkommen, die meist ja so geht: Aus Fußballern mit goldenen Momenten werden Weichspüler, die nirgendwo anecken wollen. Wie Oliver Bierhoff oder, schlimmer, Franz Beckenbauer. Zidane hatte nach seinem Rücktritt angekündigt, sich zurückziehen zu wollen, weil ihm der Rummel in Frankreich kein normales Leben mehr ermöglichte.

Vielleicht war dieser Kopfstoß die Chance dazu. Moderator Reinhold Beckmann ("Ich steh auf Rock") nannte es den "unrühmlichen Abgang" von einem der "ganz Großen". Unrühmlich. Ohne Ruhm. Zidane wird von nun an immer der Zidane von 1998 sein, der im Finale zwei Tor schießt. Und Zidane wird immer sein Kopfstoß sein. Wer die WM 2006 gewonnen hat, welcher Franzose den Elfmeter verschoss, und wer damalseigentlich den dritten Platz belegte, wird angesichts dieses eindringlichen Bildes verblassen.

Zidanes Kopfstoß war ein Stinkefinger für all die Taktikzungenschnalzer, die Italien-Deutschland für das beste Spiel aller Zeiten hielten, weil jeder Spieler die Aktion seines Gegenübers erahnte. Dabei ist Fußball ein Kontaktsportart, die von ihrer Unberechenbarkeit und ihrer Körperlichkeit lebt. Der man eben nicht gelangweilt von der VIP Lounge aus zusehen kann wie beim Tennis, sondern die nach Schweiß riechen und Blut schmecken muss.

Zidanes Kopfstoß ist auch ein Stinkefinger für all jene, die behaupten, dass die Zeit der Einzelspieler vorbei ist. Kein Trainer, kein Schiedsrichter, keine Mannschaft hat die 18. Weltmeisterschaft entschieden. Es war ein Mann allein. Zidane.


 
 



 

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