Englands große Hoffnung ist National-Talisman Wayne Rooney. In verträumter Pose mit tiefem Blick in die Kamera (der statt nachdenklich aber eher tumb wirkt) ziert er heute großformatig alle Sportseiten der Tabloids. Rooney will wie Ronaldo zur lebenden Legende werden, verrät er in intimen Gesprächen den Blättern. Sven Göran Erikson hat derweil andere Sorgen – er muss seine Linie verteidigen: "Plan? Of course there is," äußert sich der ungeliebte Schwede im
Daily Express
zu Vorwürfen, er und sein Team würden kopf – und ziellos durch das Turnier stolpern.
Düstere Vorzeichen für das Spiel gegen Portugal: Schiedsrichter Horacio Elizondo ist Argentinier; Elizondo stellte Beckham 2000 gegen Mexiko nach einem Foul vom Platz; der Argentinier ist ein Poet. Das Komplott ist perfekt. "Schiri ist argentinischer Dichter" meldet die
Sun
und versucht sich selbst im lyrischen Ausdruck: "It gets bad to verse for David Beckham."
Friday – Shut it Blatter!
Englands Spieler are not amused: Sepp Blatter hat gesagt, die Three Lions spielten den langweiligsten Fußball im Turnier. Der rechte Außenverteidiger Gary Neville dazu in der
Sun
: "Ich höre nicht auf Sepp Blatter, weil ich nicht will." Ansonsten herrscht auf der Insel die Ruhe vor dem Sturm. Die
Sun
berichtet exklusiv über Beckham und seine Ansagen in der Kabine vor dem Spiel: "WE’RE gonna f****** beat Portugal and win the f****** World Cup." "Becks hat zugegeben, dass er Ausdrücke benutzt, die seine Mutter erröten lassen würden."
Breaking News unterdessen in der
Daily Mail
: "Posh jets back home for emergency... hairdo", schreibt das Blatt zur überstürzten Abreise Victoria Beckhams aus Baden-Baden.
Saturday – "WE WILL WINNIE – But I will never be a Churchill"
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Die Propaganda-Maschinen der Rot-Weissen laufen vor dem Spiel zur Hochform auf - man könnte meinen, England ziehe in den Krieg: Auf den Titelseiten der
Sun
und des
Daily Mirror
steht Rooney mit spitzbübischem Grinsen vor der englischen Flagge, den Zeigefinger auf die Leser gerichtet: "YOUR COUNTRY NEEDS ROO"
Eine Auswahl absurder Schlagzeilen vor dem Match:
"Today is all about Revenge"
"Erikson: We will Winnie – But I Will Never be a Churchill"
Jose Mourinho: "Your Proud Team Will Go into Battle with Honour"
"You Know Roo Will Do the Job"
"It’s not Auf Wiedersehen yet, pet"
"He’s Bald, He’s Round, He’ll soon Be Homeward Bound...Scolari! Scolari"
"Cry Baby" – Ronaldo’s still Got a Lot of Growing up to Do... His World Cup Is Sure to End in Tears"
Sunday – ROON IST SCHULD
Oh, Fußballengland, schon wieder im Elfmeterschießen geschlagen. Die zuvor so hochmütig tönenden Tabloids werden von den eigenen Schlagzeilen eingeholt. Nicht Christiano Ronaldo weinte - es waren John Terry und Rio Ferdinand, die bittere Tränen vergossen. Und – welche Ironie - Ronaldo hat die Briten mit dem letzten verwandelten Elfmeter aus dem Turnier geschossen.
Doch zumindest Wayne Rooney hat seinen Auftrag erfüllt. Die von den Medien aufgepeitschte Kampf-Bulldogge ist Dank ihres präzisen Tritts in Ronaldos Weichteile vom Platz gestellt worden und kann nun ruhmreich auf die Insel zurück fahren... Aber nein! Dort erwartet ihn jetzt die Meute: "ROON IST SCHULD." Er konnte nicht mit dem Druck umgehen, klagt die
Sun
: "Rooneys Foul ist eine große Enttäuschung. Wir hätten noch viel weiter kommen können."
Das kommt einem alles sehr bekannt vor. Wie war das noch mit Beckhams roter Karte damals, 2000? Englands leidvolle Fußballgeschichte scheint endlos wiederholbar. Ob die FIFA dahinter steckt? Vielleicht hat Gaddafi Recht und man sollte sie einfach abschaffen.