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Interview

„Wir wollen es nicht können wollen“

TEIL 2

... oder die Toten Hosen.

Ja genau. Für uns wäre das das tristeste Dasein, was wir uns vorstellen können, jeden Abend in Hallen vor 3000 Leuten zu spielen, wo es um Leistung im Sinne von Schweiß pro Minute geht. Mit Backstage-Kontrollen wie an den EU-Außengrenzen und der Arschkriecher-Hofstaat, der um einen herumschlawenzelt. Das ist ganz einfach dumpfbackiges Milieu, und ich kann nicht verstehen, warum Bands das für erstrebenswert halten.

In eurem Stück Raus aus der Klasse, zurück in die Klasse geht es darum, dass sich Leute über ihr früheres „anti-bürgerliches“ Leben lustig machen, es als eine Jugendsünde betrachten.

Mir fällt schon seit längerer Zeit auf, wenn ich alte Kumpels von früher treffe, die durch Punk sozialisiert worden sind, dass es kein Zufall ist, wer wo gelandet ist. Diejenigen, die aus dem Proletariat kamen, sind da auch wieder gelandet, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Der ganze Ausbruch, die Radikalität und der ganze Habitus, der ja dominiert war von diesen Leuten, der war erlernbar für alle, aber diejenigen, die es dann verwerten konnten, also einen Übergang in etwas anderes geschafft haben, waren Leute, die aus dem bürgerlichen Milieu kamen. Außerdem haben viel mehr Männer als Frauen davon profitiert. Und irgendwie schaffen es diese Leute dann auch, die Rückkehr ins Bürgerliche gar nicht mal als Bruch in ihrer Biografie darzustellen. Das ist eine Art Auszeichnung, wie wenn man im Krieg gewesen ist oder 68 dabei war. Das zeitweilige Outlawtum als identitätsstiftende Biografieveredelung. Ich kann es bei einigen Leuten auch gut verstehen, dass sie in Zynismus verfallen sind. Mir war aber wichtig, das Ganze mal zu formulieren.

Würdest du ausschließen, dass die Zitronen zu Promotionzwecken mal in einem großen Markt für Elektronikartikel auftreten?

Das wäre der künstlerische Freitod. Wir haben unseren Status ja auch dadurch bekommen, dass wir unverkrampft und selbstverständlich darauf beharrt haben, dass wir das für das falsche System halten. Manchmal gibt es noch Probleme, wenn auf Festivals der lokale Promoter ansagen will: „Präsentiert von ...“. Thorsten von unserer Plattenfirma hatte neulich wieder so ein Gespräch, wo jemand nebenbei fragte, ob das okay sei. Und er dann halt sagte: „Nein, mit den Zitronen ist das nicht okay.“ - „Och komm, bitte!“ - „Nein, wirklich nicht.“ - Und dann sagte der Promoter-Typ zum Schluss: „Das ist ja noch viel cooler!“ Das ist natürlich dann auch irgendwie eine Art von Promotion. Ein anderes Beispiel sind Radio-Interviews, wo wir keine dieser Station-ID’s einsprechen. Ich finde das auch nicht besonders heldenhaft, sondern einfach nur normal. Das bedeutet nämlich einfach, dass man sich seinen freien Geist bewahrt.

Und wenn der Hamburger Bürgermeister, so wie bei Tocotronic, anruft und auf’s Konzert will, hättet ihr was dagegen?

Erst einmal muss man sagen, dass Tocotronic von all den im Text angesprochenen Beispielen am wenigsten dafür können. Natürlich man kann nichts dagegen machen, wenn Beust auf’s Konzert seiner Lieblingsband gehen will, weil dies ein freies Land ist, haha. In unserem Fall fände ich das natürlich total scheiße, aber ich denke, wir sind in unseren Aussagen so eindeutig, und auch in den Codes, die in der Musik drinstecken, dass sich das eigentlich ausschließt für Leute, die eine Art von Kunstgenuss und echte Emotionalität von Popmusik erwarten. Ich glaube nicht, dass der Bürgermeister bei unserem spröden Generve emotional andocken kann, das passiert wohl erst in der übernächsten Politikergeneration, wenn Typen am Start sind, die mit industrial Techno oder so sozialisiert sind.


 
 



 

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