Tourtagebuch
Von Dixies und Bussen, Partys und Soundchecks
TEIL 2
Bei unserem Auftritt müssen auch wir gegen den Regen ankämpfen und sind um so dankbarer, dass trotzdem so viele vor der Bühne ausharren (teilweise bis über die Knöchel im Schlamm, wie wir später erfahren). Ich habe noch nicht genug und beschließe, statt mit kettcar zurück nach Hamburg, lieber mit Tomte zum Immergut zu fahren. Dadurch verpasse ich zwar St. Pauli gegen HSV (Amateure), aber die Saison ist eh gelaufen und das Immergut ist immer gut. Zudem bleibt mir so noch Zeit, das Konzert von Olli Schulz zu sehen, der als letztes auf der Zeltbühne spielt. Und wie! Er zitiert nach jedem Lied Sven Väth ("the message is feierei, alder, it’s all about gude Laune, aldaaa!! ", usw.). Er schmeißt sein Mikro ins begeisterte Publikum, reißt sich das Hemd vom Leib und tritt seine Gitarre über die Bühne….totaler Wahnsinn.
Die Fahrt mit Tomte quer durch das Land und die Nacht ist exzessiv. Ich kann leider nicht darüber schreiben und bitte um Verständnis… Beim Immergut angekommen, verteilen wir uns auf das Catering-Zelt, den altbekannten DDR-Bauwagen, der als Backstage fungiert, und den Duschwagen, aus dem mir Kemper, der wundervolle Veranstalter, frisch geduscht entgegenkommt und sich vielmals entschuldigt, ob dem Zustand der Duschen. Er erklärt mir: Es gibt zwei Duschkabinen. Die rechte ist verstopft und die linke gibt nur kaltes Wasser. Man nehme also den Duschkopf der rechten mit rüber in die linke. Dann klappts. Ich verspreche, den Trick weiterzusagen und geniesse die erste warme Dusche seit drei Tagen. In den ersten Stunden nach unserer Ankunft tauchen immer mehr Freunde und bekannte Gesichter auf, bis sich Indiepopdeutschland zum Großteil versammelt hat. Am meisten freue ich mich allerdings darüber, Jason, den Drummer der Weakerthans zu sehen, der mit Broken Social Szene hier ist. Gemeinsam schauen wir uns schöne Konzerte von Amy Millan und Okkervil River an. Tomte haben heute bei ihrem Konzert eine unfreiwillige Premiere, da beiden Gitarristen (Dennis und Thees) fast zeitgleich eine Saite reißt. So kommen alle in den Genuss, "So soll es sein" reduziert auf Schlagzeug, Bass und Gesang zu hören. Dennis nutzt die Zeit, ohne Gitarre zum Tanzen. Eine Spitzenshow und ein tolles Konzert, das, wie sollte es anders sein, noch ausgiebig gefeiert wird.