//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 
//ZUENDER//

Wild-Cup

Hier könnte ihre Werbung stehen.

Am Montag fanden die ersten Spiele des FIFI-Wildcups statt. Grönland verlor gegen Nordzypern 0:1 und St. Pauli trat gegen Gibraltar an (1:1). Doch die Spiele waren eher nebensächlich - die Aufmerksamkeit der Zuschauer sollte auf die zahlreichen Werbekampagnen gerichtet werden

„Haut ab! Ihr seid ja peinlich!! Zieht euch was an!“ Stielaugen, rot angelaufenes Gesicht - der Mann zwei Ränge über uns scheint an der Promo-Tour von Brötchenkönig (Name geändert) keinen großen Gefallen zu finden: Zehn knapp bekleidete Damen mit Brötchenkönig-Tops, Brötchenkönig-Hotpants und Brötchenkönig-Pappkronen machen nicht gerade den seriösen Eindruck, den man als Zuschauer den Fußballmannschaften von Grönland und Nordzypern gerne bieten möchte. Doch die jungen Frauen lassen sich nicht entmutigen: „So, wir machen jetzt alle zusammen eine riesige Welle, dann bekommt ihr auch alle so eine tolle Krone geschenkt!“ Zusammen mit Fänchenverteilern, Fernsehfuzzis und Brezelverkäufern sorgen die Mädels dafür, dass die Fans eins zu eins mit werbenden Billiglohn-Studenten betreut werden.

Pure Begeisterung auf den Rängen, die sich in „Pfui!“ und „Verschwindet!“-Rufen widerspiegelt. Dementsprechend fällt dann auch die „riesige“ Welle aus - von den ungefähr 150 Zuschauern auf der Haupttribüne fühlen sich 25 angesprochen, was dann auch wirklich großartig aussieht. Doch noch nicht mal das entmutigt das Brötchenteam - mit strahlendem Lächeln versuchen sie die Pappkronen an die nun doch ziemlich entnervten Zuschauer zu verteilen. Bei dem Versuch bleibt es dann schließlich auch.

Nicht nur die Zuschauer müssen leiden - auch die Schiedsrichter werden zu laufenden Werbeträgern. „Ich darf leider nicht mitwetten - meinbett.de“ (auch geändert) lautet die Aufschrift auf dem Hemd des Neutralen. So ein Aufzug bringt natürlich Respekt. Neben der Werbung wird bei dem FIFI-Wildcup auch miserable Organisation ganz groß geschrieben.

„Für den Spieler mit der Nummer 12, Ali Oraloglu, kommt... der Spieler mit der 27, der nicht auf meinem Zettel steht.“ Hier war der Stadionssprecher ebenso gut informiert, wie eine Menge anderer Ansprechpartner auf dem Gelände: „Ich hab keine Ahnung wo der Presseeingang ist.“ - „Joa, also, der Presseingang, der ist hier um die Ecke, denke ich.“ - „Nee, da müssen sie da ins Clubhaus rein.“ - „Hm, tja, tut mir leid, hier liegen für Sie keine Presseausweise.“

Manchmal muss man halt Prioritäten setzen. Und bei soviel Werbung und Chaos kann ja ruhig schon mal irgend etwas anderes zu kurz kommen - nur war das in diesem Fall der Fußball. Der unmarkierte Rasen - ohne Strafraum oder Seitenauslinien - spricht da eine ganz eigene Sprache. Dann entscheidet man eben auf Augenmaß, Pi mal Daumen oder so ähnlich. Is’ ja auch egal, wer spielt denn da überhaupt, Grönland gegen Nordzypern? Die brauchen keine Linien, Hauptsache man kann die Werbung lesen.


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG