Wenn Menschen sich für Menschen einsetzen, bleibt das nicht unbemerkt
TEIL 2
Die Schüler präsentieren die ersten Ergebnisse ihrer Workshops: Eine nüchterne Bestandsaufnahme. Nachdenklich betrachtet Anja Mihr ein Bild, das die Schüler von unserer Welt gezeichnet haben: die Welt als Dschungel; das Recht des Stärkeren regiert, während die Menschenrechte zum Mars fliegen.
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Woran denken Sie, wenn Sie unsere Welt so dargestellt sehen?
Ich denke daran, dass es schlechte Tage gibt, an denen ich sehe, wie viel noch zu tun ist. Und ich denke an die guten Tage: Dann sehe ich, wie viel wir bereits bewegt haben. Wir haben heute ein Bewusstsein für Menschenrechte, das es nie zuvor gab und das weltweit! Selbst in die entlegensten Gebiete Afrikas dringen wir heute dank Radio und Straßentheater vor.
Ein Zitat, das sich die Schüler für diesen Tag ausgesucht haben, stammt von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter Amerikas. Bereits vor 240 Jahren erkannte dieser: Der Mensch, der bereit ist, seine Freiheit aufzugeben, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.
Nicht nur die USA, auch Deutschland hat seit dem 11. September verschiedene Sicherheitspakete verabschiedet. Ist Deutschland dadurch heute sicherer?
Durch den Zugang zu privaten Daten ist die Kontrolle heute höher, aber ob dadurch Sicherheit gewonnen wurde den Eindruck habe ich nicht.
Beeinflusst es Sie, dass Sie während ihrer Arbeit mit Häftlingen unter Umständen abgehört werden?
Nein. Viele Aktivisten gehen heute davon aus, dass sie abgehört werden. Aber davon dürfen wir uns nicht von unserer Arbeit abhalten lassen.
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Wo würden Sie die Grenze ziehen: Hier und nicht weiter im Kampf gegen den Terrorismus!
Es begann bei der Rasterfahndung, die bereits bedeutete: Jeder Muslim ist möglicherweise ein Terrorist! Diese Kollektivierung war fatal. Sie hat zu einer nachhaltigen Hysterisierung beigetragen, die vollkommen kontraproduktiv ist.
Was kann denn der Einzelne heute tun?
Das einfache Mittel, Protestbriefe zu verschicken, wird ständig unterschätzt. Briefe wirken.
Was sagen Sie denen, die 100 Prozent gegeben haben und doch nichts tun konnten?
Okay, jetzt in diesem einen Fall hat es nichts gebracht. Aber ihr habt sensibilisiert. Nur wenn wir weiter machen, schützt das in Zukunft andere. Das ist etwas, was ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit übrigens belegen konnte. Aktionen von amnesty fördern das Umdenken, auch wenn wir nicht jeden Einzelfall gewinnen können. Wenn Menschen sich für Menschen einsetzen, bleibt das nicht unbemerkt.