Handelt der Film also vor allem von der urdeutschen Untugend des Bespitzelns?
Er handelt in erster Linie davon, wie man sich schuldig macht. Und er schildert,
wie jemand versucht, eine Entscheidung zu fällen: Soll ich jemanden verraten oder nicht? Interessant daran fand ich vor allem, dass es so ein kleiner Schritt ist. Zum Beispiel, wenn Johannes in Farids Wohnung ist, und alles abcheckt auf eventuelle islamistische Verbindungen. Als Zuschauer denkt man: Das würde ich nie machen. Andererseits: Man kann doch einfach mal gucken, man ist ja ohnehin eingeladen bei ihm zuhause. Und wenn die Information für eine gute Sache ist Das sind alles Fragen, die Johannes durch den Kopf gehen. Ich fand es faszinierend, wie sich die Schlinge so langsam zuzieht.
Als Zuschauer ertappt man sich selbst manchmal dabei, wie man Farid durch die eigene Rasterfahndung laufen lässt
Das finde ich einen guten Trick an dem Film. Dass er diese Figur des Farid einfach hinstellt und du fängst sofort an, zu projizieren und zu projizieren wie Johannes eben auch. Der Film zeigt: Das könntest genauso gut du sein.
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Schläfer hatte Premiere auf dem Filmfestival in Cannes 2005 und gewann den First Steps Award 2005. Auf dem Max-Ophüls-Festival 2006 wurde er als bester Film ausgezeichnet.
Bastian Trost ist aktuell in dem Film "Das Leben der anderen" zu sehen und tourt mit der Performancegruppe Gob Squad durch Europa.