Design
Mich langweilt es, dass Design immer billig sein soll
TEIL 2
Der Stuhl ist für Situationen entwickelt worden, in denen die Menschen nicht länger als eine halbe Stunde sitzen, zum Beispiel in Fußgängerzonen oder Bushaltestellen. Da spielen andere Dinge eine Rolle: Chair_One hat ein Wabengitter als Sitzschale, er bietet also wenig Fläche. Somit setzt sich nicht so viel Dreck an und der Regen fließt ab. Das ist extrem wichtig für öffentliche Möbel.
Sie waren gerade auf der Mailänder Möbelmesse. Wie entwickelt sich die Design-Szene?
Von Mailand bin ich enttäuscht. Ich finde, die wichtigen Firmen leisten derzeit keinen Beitrag. Die Mailänder Möbelmesse ist eine Leistungsshow, es ist die internationalste Messe und auch die größte. Dort sollte sich die Konkurrenz eigentlich gegenseitig anspornen. Aber es hat sich eine Trägheit, eine Harmonie breit gemacht. Die Firmen produzieren für die Masse und man einigt sich darauf, den Kuchen zu teilen. Das bringt eher Stagnation.
Sie haben schon etliche Auszeichnungen bekommen, die ein Designer erhalten kann. Ihre Lampe Mayday steht im
Museum of Modern Art
, derzeit zeigt das Münchner
Haus der Kunst
eine Werkschau Ihrer Arbeiten. Haben Sie noch Träume, die sie sich erfüllen wollen?
Mein Traum ist es, unabhängig zu bleiben. Ich will das Privileg behalten, wirklich so frei persönlich arbeiten zu können, wie ich das momentan kann; Entscheidungen zu treffen, weil ich sie so treffen möchte und nicht darüber diskutieren zu müssen. Das wünsche ich mir für die Zukunft, weil diese Arbeitsweise das bessere Design hervorbringt.
Würden Sie jungen Menschen eigentlich heutzutage noch raten, Design zu studieren?
Auf jeden Fall. Wenn sich jemand dazu entschließt, Design zu studieren, sollte das aber nicht nur ein Berufswunsch sein, von dem man sich Ruhm oder ein dickes Auto erhofft. Das ist lächerlich und das wird auch nicht erfüllt. Wer Designer werden will, spürt eine Form von Berufung. Es wird immer ein schwieriger Beruf bleiben, den nur derjenige bewältigt, der eine innere Überzeugung hat. Ich kann nur jeden ermutigen, diesem Wunsch zu folgen. Aber wenn es nur eine Art von Strategie oder Planung ist, weil Design gerade als cool und hip gilt, dann ist der Designer zum Scheitern verurteilt.
*Susanne Mayer ist freie Journalistin in Frankfurt am Main und nicht verwandt mit der ZEIT-Redakteurin Dr. Susanne Mayer
www.thedesignannual.com
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