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Gefühlslupe

Der Pfannkuchen-Fauxpas

TEIL 2

Splitter von Sekunden. Ein Wimpernschlag. Ein Atemzug. Der Moment im Zeitraffer. Ich sehe meine Hände, die vom Rucksack aus wieder in Richtung Pappteller wandern, ich sehe den Crepes vor mir, goldig und glänzend. Ein Windstoß lässt mich frösteln, eine Bewegung lässt mich erstarren, die Bewegung kommt von vorne: Ein scharfes Sausen durchschneidet von oben nach unten die Luft, mit voller Wucht landet ein grobsohliger Stiefel vor mir auf dem Boden. Mitten in meinem Crepes. Genau in meinem Pfannkuchen. Von dem ich noch nicht einmal abgebissen habe. Der Typ, dem der Stiefel gehört und der dicht an mit vorbei durch die Halle schreitet, hat mich nicht gesehen, hat einfach in meinen Teller getreten, die Schleckerharmonie mit einem Schritt zerstört. Mein Mund klappt auf, als ich den Crepes davoneilen sehe: Der Pfannkuchen klebt im Ganzen unter der Sohle des Stiefels, es sieht tatsächlich aus, als würde er vor mir davonlaufen. Ich will aufspringen, gleichzeitig bin ich wie gelähmt, ich realisiere nicht, was passiert ist, parallel wird mir das Unabänderliche klar, die Gefühle in mir rempeln sich an, „mein... Crepes“, ich flüstere heiser, fühle mich als Opfer der Umstände, ich bin – hilflos. Ausgeliefert. Aber nicht ausgetrickst. Mein schwarzer Kajal verläuft noch 30 Minuten später. Ich ergebe mich einem nicht enden wollenden Lachflash. Er geht als „Pfannkuchen-Fauxpas“ in unsere Festivalgeschichte ein. „Sorry“, gluckse ich der Machtlosigkeit entgegen, die mich schon vor Missmut tänzeln lassen wollte an ihren Marionetten-Fäden und nun irritiert den Ärger einwechseln muss gegen Humor. Aber gegen Situationskomik war ich schon immer gnadenlos wehrlos.


 
 



 

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