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Literatur

Wenn dem Stofftier Krallen wachsen

Bei schlechter Laune ist von der Lektüre eines Romans des „American Psycho“-Autors Bret Easton Ellis dringend abzuraten. Im besten Fall fühlt sich der Leser hinterher in seinem Leid bestätigt. Im schlimmsten Fall wird er völlig desillusioniert von der Welt. Ellis neuer Roman „Lunar Park“ macht da keine Ausnahme

Die Bret Easton Ellis-Romane sind keine leicht Kost, kein ballaststoffarmer Urlaubs-Snack zwischen den Gängen der Vollpension. Sie sind unbequem, ecken an und rütteln auf. Mit heiler Welt haben die Geschichten, die Ellis verfasst, wahrlich nichts zu tun. Sie spielen in der High-Society Amerikas. Dort, wo Geld schon lange keine Rolle mehr spielt und wo die Gefühle für die Mitmenschen offenbar schon so sehr abgekühlt sind, dass die gefühlte Temperatur „Unter Null“ liegt.

In seinem Erstlingswerk, das Ellis mit Anfang zwanzig verfasste, beschrieb er beeindruckend die Lebenswelt von verwöhnten Kindern reicher Eltern, die derart abgestumpft sind, dass ihre einzige Stimulation aus dem Konsum von Drogen und Sex besteht. Die Thematik zieht sich wie ein roter Faden durch seine Bücher. Angefangen von „Unter Null“ über „Einfach Unwiderstehlich“ bis hin zu „Glamorama“. Ellis Protagonisten sind meist junge Menschen, die eigentlich auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das Problem ist nur, dass sie die Helligkeit auf Dauer Leid sind. Sie wollen die Schattenseiten erkunden, die Dunkelheit suchen, um sich einen Kick zu verpassen. Wie Patrick Bateman in „American Psycho“. Die Verfilmung von Ellis drittem Roman, der die Skrupellosigkeit eines Serienkillers auf erschreckend detaillierte, grausame Art beschreibt, hat hitzige Debatten ausgelöst. Ellis avancierte durch den Film international zum Kultautor. Seine Romane sind trotz aller Streitpunkte eins: harsche Kritik an der oberflächlichen Konsumgesellschaft, ein bissiger Kommentar auf unsere Zeit.

Auch „Lunar Park“? Obschon auch hier die Kinder der berühmten Eltern bereits mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt sind, meint der Autor, dass der Roman nicht vorrangig Gesellschaftskritik übe. Er erzähle lediglich eine „ganz und gar persönliche Geschichte“. Und es hat den Anschein, als würde es sich um Ellis eigene Geschichte handeln, zumindest auf den ersten Blick. Der Ich-Erzähler trägt den Namen Bret Easton Ellis, ist ein berühmter Schriftsteller, wurde mit seinem ersten Roman „Unter Null“ sehr reich und ein führt ein ausschweifendes Leben. Dabei vermengt Ellis reale Erlebnisse und Persönlichkeiten mit allerlei Erfundenem, was unweigerlich dazu führt, dass sich der Leser fragt, was Schein und was Sein ist. Das verwirrt zwar etwas, macht aber auch den Reiz des Buches aus. Anfänglich zumindest. Nach einer Halloween-Party, die der drogenabhängige und bindungsunfähige Ellis mit seiner Frau Jane schmeißt, laufen die Dinge aus dem Ruder.

Ellis meint, in seinem Garten Patrick Bateman, den Protagonisten aus seinem Bestseller „American Psycho“, zu erblicken. Von da an entwickelt sich sein bis dato recht illustres, wohlbehütetes Leben in der Vorstadt zum Alptraum: Das Stofftier seiner Tochter erwacht zum Leben und trachtet ihm nach seinem, die Farbe des Hauses ändert sich über Nacht und Schatten aus der Vergangenheit tauchen auf. Pünktlich zur Minute, in der sein Vater starb, erhält Ellis jede Nacht eine E-Mail. Ohne zu begreifen, was der ganze Spuk zu bedeuten hat.

Das ist über weite Strecken spannend, verliert aber seinen Reiz, als der Leser zu ahnen beginnt, dass es sich bei den unheimlichen Vorgängen tatsächlich um einen Spuk handelt. Und der wirkt mitunter unfreiwillig komisch. Zurück bleibt das Gefühl, mit einem Stephen-King-Abklatsch um eine intelligente Aufklärung betrogen worden zu sein. Denn so wirkt die Trauer um verlorene Kindheiten und die Liebesunfähigkeit der Menschen gegen Ende leicht pathetisch. Da hilft es leider auch nicht, dass der Roman sprachlich wie immer glänzend geschrieben ist.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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