Das Evenhafte gehört einfach dazu. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man heute eine große Masse an Menschen mobilisieren kann, ohne dass dabei auch ein wenig Karnevalsstimmung herrscht. Es geht ja hier weniger um das nackte Überleben, wie bei anderen sozialen Bewegungen, sondern um die gerechte Verteilung von Gütern. In Bielefeld wird aber großer Wert darauf gelegt, dass die Protestaktionen keine reinen Partyevents darstellen. Es wurden kleinere Konzerte in den besetzten Räumen gegeben, aber auch Lesungen und Vorträge.
Ihr habt das Rektorat einen Monat lang besetzt. Wie hält man den Protest so lange am Kochen?
In Bielefeld waren die unterschiedlichsten Menschen an den Demonstrationen beteiligt. Wir haben daher Arbeitsgruppen gebildet, sodass jeder sich entsprechend seiner Neigungen dort einbringen konnte. Auch Unterhaltung war wichtig und musste organisiert werden. Eine soziale Bewegung besteht nicht alleine aus ernster, harter inhaltlicher Auseinandersetzung.
Andere Unis haben sich im Verlaufe der Besetzung mit euch solidarisiert. Die Vernetzung hat auch dank eines Weblogs funktioniert. Glaubst du an eine europaweite Vernetzung von Studenten?
Ich kann das nicht endgültig beurteilen. Aber für die nähere Zukunft glaube ich nicht daran. Studierende als solche vernetzen sich ohnehin nicht, sondern nur einzelne, engagierte Gruppen, nie die gesamte Studierendenschaft. Bereits innerhalb eines einzelnen Staates existieren ja schon die unterschiedlichsten Interessengruppen unter den Studierenden. Wenn irgendwann überhaupt so etwas wie eine europaweite Vernetzung stattfinden kann, dann zunächst wohl nur unter Gruppen mit ähnlichen Zielen.