Weissrussland
"Für meine Eltern ist der Fernseher wichtiger als mehr Freiheit"
TEIL 3
Wahlen, hör mir auf mit den Wahlen. Ich kann es nicht mehr hören. Sasha studiert in Warschau Industriedesign seit die Europäische Universität in der weißrussischen Hauptstadt Minsk von der Verwaltung des Präsidenten geschlossen wurde. Hier denken alle, wir würden in Belarus leben wie in Nordkorea, dabei geht doch alles seinen Gang. Sasha fühlt sich unwohl in Polen, hier seien alle damit beschäftigt, für das kleine Glück zu schuften: Bei uns leben die Leute in den Tag hinein, klar muss man arbeiten, aber keiner plant sein Leben das geht gar nicht. So freut er sich schon auf die Rückkehr nach Minsk, wo es HipHop-Konzerte mit Stars aus Moskau gibt, wo er mit seinen Kumpels zum Grillen aufs Land fahren kann und wo die Frauen ganz anders sind als an der Weichsel. Na klar ist unser Präsident nicht ganz dicht, aber niemand nimmt ihn ernst warum sollten wir das auch tun? Im Fernsehen ist seine Fratze ständig zu sehen. Dazu diese Propaganda: Traktorenwerk hier, Ernte da. Wenn Du genau hinhörst, merkst Du, dass selbst die Moderatoren nicht glauben, was sie sagen. Und alle wissen das. Warum sich also aus dem Fenster lehnen? Stattdessen plant Sasha, in Minsk sein eigenes Business aufzuziehen oder frei zu arbeiten. Wenn es gut läuft, dann gibt es auch Aufträge aus Moskau. Für die Konjunktur wäre es schon besser, wenn nach den Wahlen etwas passieren würde, aber ich sehe nicht, woher der Impuls kommen sollte, um etwas zu verändern.