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Kolumbien

Entführt! – seit 1460 Tagen

Vor genau vier Jahren wurde die kolumbianische Politikerin, Parteigründerin und Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt auf dem Weg zu einer Kundgebung entführt. Seitdem befindet sie sich in den Händen der Guerilliaorganisation FARC. Seit 1994 trat sie als Parlamentarierin für Menschenrechte und gegen Korruption ein. Seitdem wurde sie bedroht. "Angst gehört hier zur Politik, aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen", sagte sie einmal. Im Zuender spricht ihre Parteifreundin Marelby Agatton Barros über das Schicksal Betancourts und die Lage in Kolumbien: 5.000 Menschen gelten dort als verschleppt

Frau Agatton, unter welchen Umständen wurde Ingrid Betancourt entführt?

Als der Präsident Andres Pastrana die Friedensgespräche mit der FARC unterbrach, reiste Ingrid in die Stadt San Vicente del Caguan, die einen grünen Bürgermeister hatte und deren Bevölkerung ihr Gebiet für die Friedensverhandlungen zur Verfügung gestellt hatte. Die Leute hatten Angst, dass nun paramilitärische Gruppen in das Gebiet eindringen würden und sie setzten sich mit uns in Verbindung. Am 23. Februar um 16 Uhr brach plötzlich jeglicher Kontakt mit San Vicente ab. Bürgermeister, Stadträte, Pfarrer – niemand war mehr zu erreichen. Am nächsten Morgen klingelte mein Mobiltelefon. Es war einer meiner Mitarbeiter, der Ingrid begleitet hatte. Er sagte, dass Ingrid am Vortag entführt worden sei.

Gibt es Kontakt zu ihr?

Nein, wir bezweifeln sowohl die Aussagen der Guerilla als auch die Gerüchte, die sonst noch im Umlauf sind. Wir wissen nicht, ob sie noch lebt. Das einzige, was wir haben, sind zwei Lebenszeichen von ihr, von denen das letzte vor zwei Jahren und drei Monaten kam.

Inwiefern unterscheiden sich die Lebensbedingungen einer Ingrid Betancourt von denen unbekannter Entführungsopfer?

Was man uns sagte, ist, dass Ingrid von 200 Personen bewacht wird. Die Leute, die ihr am nächsten sind, sind FARC-Kämpfer, die von ihrem revolutionären Kampf überzeugt sind. Das macht es unmöglich, diese Leute davon zu überzeugen, sie freizulassen.

Wer sind Ihre Quellen?

Alles, was wir über Ingrid wissen, wissen wir durch Informanten. Unter ihnen sind Gefangene der FARC, die in kolumbianischen Gefängnissen sitzen. Am Anfang erhält man viele falsche Informationen, denen wir zunächst ganz unerfahren glaubten.

Welche Bedeutung haben die vielen Entführungen in Kolumbien?

Die Entführungen sind eine Geißel dieses Konfliktes, denn wir reden über schätzungsweise 5.000 Entführte, aber die wahre Dimension kennen wir selber nicht. Sicher ist, dass dies das größte Problem nach den Vertreibungen ist.

Unterscheiden sich die Entführungsfälle?

Ja, prinzipiell gibt es politische und ökonomische Entführungen. Heute redet man zusätzlich noch von Express-Entführungen. Die politischen und ökonomischen Entführungen werden von der Guerilla und den paramilitärischen Gruppen geplant. Die allgemeine Kriminalität macht die Express-Entführungen. Bei einer Express-Entführung halten sie einen für mehrere Stunden fest, damit man Geld übergibt oder jemanden anruft, der das Geld aushändigt. Die Dauer der Entführung hängt davon ab, wie schnell die Forderungen erfüllt werden. Bei den politischen Entführungen gibt es nochmals verschieden Arten, die davon abhängen, was für eine Art von Vereinbarung man erzwingen möchte. So wurde der Bruder des Ex-Präsidenten Cesar Garviria entführt, um ein Gesetz über die Auslieferung von Kolumbianern an andere Staaten zu verhindern. Jeder politische Entführte hat also eine andere Funktion.

Nach dreieinhalb Jahren Desinteresse liebäugelt die Regierung Uribe seit kurzem mit einem Gefangenenaustausch. Demnach könnten Farc-Kämpfer aus kolumbianischen Gefängnissen frei kommen, wenn die Farc Betancourt gehen läßt. Wie erklärt sich dieser Sinneswandel?

Zum einen ist da der internationale Druck, zum anderen stehen Wahlen vor der Tür. Ich glaube, dass der Gefangenenaustausch früher oder später stattfinden wird, da der Druck aufrechterhalten wird. Die FARC hat kein Problem, sie festzuhalten. Sie leben in einem anderen Rhythmus, aber die Regierung spürt den Druck. Früher oder später machen sie den Austausch. Nur wann, das ist die Frage. Denn wenn die Farc sagt, dass sie mit der aktuellen Regierung nicht verhandelt, müssen wir auf eine neue Regierung warten – und die wird es erst in vier Jahren oder noch später geben.


 
 



 

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