Ehrung
100 Jahre Walter Moers?
Warum man die Geburtstage seine Helden getrost vergessen kann
Von Christoph Herwartz
Kennt ihr die Geschichte von Petterson und Findus? Dem alten Mann und dem Kater, die gemeinsam in einem Schuppen wohnen? Irgendwann beschließen die beiden, Findus Geburtstag nicht nur einmal, sondern zweimal im Jahr zu feiern. Damit man halt mehr zu feiern hat. Bald ist ihnen aber auch das zu wenig. Seitdem begehen sie feierlich den Nichtgeburtstag des grauen Katers an 363 Tagen im Jahr.
Wie klug von den beiden da können Journalisten noch viel lernen: Wie das jährliche Schützenfest wirken die Ehrungen, die jeweils zum 100. Geburtstag, zum zehnten Todestag, zum einjährigen Amt-Innehaben oder zum dreieinhalbsten Jahrestag des Amt-nicht-mehr-Innehaben veröffentlicht werden.
Ich persönlich habe beschlossen, meiner Nichte nichts mehr zum Geburtstag zu schenken. Warum denn gerade dann? Damit ich nicht vergesse, ihr mindestens einmal im Jahr eine Freue zu machen, kriegt sie jetzt immer sechs Monate früher etwas.
Mit den Jubiläen sollte man es genau so halten: Wenn alle über Mozart schreiben, weil er vor 250 Jahren zur Welt kam, sollte man es besser direkt lassen. Zumindest, wenn man keine Ahnung davon hat. Wie das Handelsblatt: Die haben leider keinen Musik-Redakteur und analysierten darum die wirtschaftlichen Vorteile, die die Stadt Salzburg von ihrem genialen Kind hat. Nunja.
Als nun der Zuender das Moers-Wochenende zu Ehren des genialen
Zeichners ausrief, kam immer die gleiche Frage: Ist der tot? Nein, das
ist er nicht. Und er hat auch keinen Geburtstag, schon gar keinen
runden. Und wenn doch, wären wir bestimmt nicht die ersten, die es
herausgefunden hätten. Wir hätten es erst bemerkt, wenn sich alle
Tageszeitungen schon längst mit dem kleinen Arschloch geschmückt hätten.
Und dann den neuen Dreh gesucht: Zum Beispiel, welche
wirtschaftlichen Vorteile seine Geburtsstadt Mönchengladbach von diesem
Fest hat.
Und warum gibt es nun das Walter-Moers-Wochenende?, werden wir gefragt. Na, weil er es verdient hat, sagen wir. Basta. Seinen Geburtstag werden wir in guter Tradition übrigens auch 2006 vergessen. So wie Petterson den von Findus.