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Uganda

"Frieden kann teuer sein, vor allem ideell"

Im Norden von Uganda tobt seit 20 Jahren ein Bürgerkrieg. Andrew Timson ist UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten in Gulu. Jede Nacht sieht er 6.000 Kinder aus Angst vor Übergriffen in seine Lager einkehren. Für ihn ist das ein Fortschritt

Im Norden von Uganda tobt seit 20 Jahren ein Krieg. Die "Lords Resistance Army" unter Führung von Joseph Kony will einen fundamentalistischen christlichen Gottesstaat. Die LRA (Widerstandsarmee des Herrn) plündert, mordet, foltert und vergewaltigt im Norden Ugandas. Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe bei der UN bezeichnetet die LRA als die "wohl brutalste Rebellengruppe der Welt". Kinder werden entführt und teils als Kindersoldaten oder Sex-Sklaven missbraucht. Nach UNICEF-Schätzungen bestehen 80 Prozent der LRA aus entführten Kindern.
Die Bevölkerung aus dem weiten Land Nordugandas haust in engen Flüchtlingslagern nahe den Städten, weil es unmöglich geworden ist, sicher in den Dörfern zu leben. Nur die Dörfer in der Umgebung der Städte sind noch – mehr oder weniger – bewohnbar. Die Kinder dieser Dörfer laufen jeden Morgen und jeden Abend stundenlang in die Distrikthauptstadt Gulu, um Schutz zu finden. Schutz vor den Rebellen, die nachts kommen, um sie zu holen. Die Vereinten Nationen sprechen in diesem Konflikt von mehr als 100.000 Toten und etwa 20.000 entführten Kindern.
Ein Gespräch mit Andrew Timson, dem Koordinator für humanitäre Angelegenheiten bei den Vereinten Nationen in Gulu.

ZUENDER: Was genau macht die UN hier in Gulu?

Andrew Timson: Die Hauptaufgabe ist, Lebensmittel für 450.000 Vertriebenen bereitzustellen. Es ist eine logistische Herausforderung, alle diese Menschen satt zu bekommen. Das ganze wird noch dadurch verkompliziert, dass die Lebensmittel-Konvois vom Militär eskortiert werden müssen. Außerdem kümmert das Kinderhilfswerk UNICEF sich hier um die Kinder, die jede Nacht aus den Dörfern in die Stadt kommen, um Schutz zu suchen. Es gibt riesige Schlaflager, in denen die Kinder die Nacht verbringen können. Zusätzlich gibt es noch eine Reihe anderer UN-Organisationen, die hier in Gulu vertreten sind. Eine davon ist OCHA – Coordination of Humanitarian Affairs, der gehöre ich an. Wir finden Fehler im Arbeitsprozess oder einfach Dinge, die man besser machen kann.

Wie viele Kinder kommen jede Nacht aus den umliegenden Dörfern nach Gulu, um Schutz vor der Lords Resistance Army zu suchen?

Das ist sehr unterschiedlich. Vor etwa zwei Jahren waren es noch etwa 29.000 Kinder, die jede Nacht in die Stadt kamen. Inzwischen hat es sich bereits seit einiger Zeit bei 6.000 Kindern eingependelt. Das ist ein gutes Zeichen, es sind aber immer noch zu viele.

Seit Jahren gibt es immer wieder Friedensgespräche zwischen Vertretern der Lords Resistance Army und der Regierung Ugandas – welche Hoffungen setzen Sie in die Gespräche?

Es müsste zumindest mal eine gemeinsame Absichtserklärung geben. Dann könnte es zu einem Waffenstillstand kommen. Erst wenn die LRA aus bestimmten Regionen abzieht, kann man darüber sprechen, welche Forderungen die Rebellen haben. Vielleicht wollen sie mittlerweile nur noch die Sicherheit, dass ihnen kein Prozess droht. Ich bin trotzdem voller Hoffnung – im Sudan hat es sechs Jahre gedauert, bis es ein Friedensabkommen gab.

Wie könnte eine Lösung in den Friedensgesprächen aussehen?

Um Frieden zu erreichen, hat man schon oft Geschäfte mit Kriminellen gemacht. Nicht nur in Afrika, auch in vielen anderen Teilen der Welt. Die Flüchtlinge dieses Krieges bekommen keine Belohnung, Menschen, die ihre Kinder verloren haben, bekommen keine Belohnung. Aber die Menschen, die all dieses Leid verursacht haben, könnten Geld bekommen. Es ist schrecklich, darüber nachzudenken. Aber manchmal ist das einfach politischer Pragmatismus. Frieden kann teuer sein, vor allem ideell.

Wie ist die Situation in den Flüchtlingscamps?

Sehr schlecht. Die Sterblichkeit bei der Geburt ist sehr hoch, das Gesundheitssystem und die Wasserversorgung sind unzureichend. Die Zahl der HIV-Infizierten ist wesentlich höher als im Rest von Uganda und sie steigt weiter. Das ist ein Indikator dafür, dass es viele sexuelle Übergriffe gibt. Aber auch dafür, dass die Menschen in den Flüchtlingscamps keine Möglichkeit haben, sich vor AIDS zu schützen.

Woher hat die Lords Resistance Army das Geld, um ihren Krieg zu finanzieren?

Die Sudanische Regierung ist seit Jahren die Hauptfinanzierungsquelle der Rebellen. Die Regierung in Khartum bezichtigt nämlich die ugandische Regierung, ihrerseits die Rebellen im Sudan zu unterstützen. Außerdem gibt es die Vermutung, dass bestimmte vermögende Auswanderer die LRA unterstützen. Und zwar ausschließlich, weil die LRA die Regierung von Museveni bekämpft. Sie fühlen sich von ihm verraten, sie werfen ihm vor, nicht genug für den Norden des Landes zu tun.

Wie fühlt es sich für Sie an, hier zu arbeiten?

Es mag merkwürdig klingen, aber es ist wirklich eine befriedigende Arbeit. Wir haben in den Flüchtlingscamps Einiges erreicht. Es gibt mehr Fördermittel, immer mehr Mitglieder von verschiedenen Regierungen kommen hier her. Sie beginnen endlich, sich für Ugandas Problem zu interessieren und sind bereit, mehr Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Ich habe keine Angst, hier zu leben und zu arbeiten. Ich würde gerne hier sein, wenn die Menschen aus den Flüchtlingslagern endlich wieder auf ihr eigenes Land zurückkehren können.

Haben sie das Gefühl, dass sich die Welt genug für Ugandas Problem interessiert?

Das internationale Interesse ist gewachsen. Jan Egeland, der Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten der UN, kam 2003 in diese Region. Das hat viel bewirkt. Vorher hat man kaum jemanden von den Medien hier oben gesehen.


 
 



 

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