//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
//ERFINDER//

Erfinder

Einstein sucht Rockefeller

Noch mitten in der Pubertät hat ein junger Deutscher einen revolutionären Motor erfunden- und zwar einen der auch funktioniert. Fünf Jahre später sucht Clément noch immer nach einem Sponsor für ein Patent

Mit fünfzehn Jahren hatte Clément Corselli eine Idee. Er dachte sich einen Elektromotor aus, einen völlig neuartigen - einen, der sich auf ganz neue Weise den Magnetismus zunutze macht. Drei Jahre später, mit 18, schaffte er es, seine Erfindung einem wissenschaftlichen Institut vorzutragen. Im Rahmen der "Auricher Wissenschaftstage", einem ostfriesischen Stipendiatenprogramm, fuhr Clément nach Berlin, zum Hahn-Meitner-Institut. Er trat ziemlich vorlaut auf: Gleich am ersten Tag fragte er, ob er als freier Forscher mitarbeiten könne, er habe einen Elektromotor erfunden. "Die haben mich ausgelacht", erinnert sich Clément. Doch schon am nächsten Tag kam eine Einladung der Chefin. Sie wolle sich gerne anhören, was der junge Mann zu sagen habe. "Da wurde das dann gleich ernst", erzählt Clément, "ein Anwalt saß mit dabei, damit ich rechtlich geschützt bin." Man unterzeichnete ein Schweigepflichtvertrag. Erfindungen sind immer eine heikle Sache.

Und Cléments Erfindung? Sein Elektromotor basiert auf elektromagnetischer Anziehung und Abstoßung. Mit einer einfachen Konstruktion und geringer Baubreite (im Nanobereich) erzielt er ein deutlich höheres und konstanteres Drehmoment als herkömmliche Motoren. Der Wirkungsgrad seines Motors ist fast gleich eins. Clément konnte das auch dem Anwalt und der Direktorin ganz anschaulich erklären: "Stell dir einen kleinen Motor vor, den du mit der Hand anhalten willst. Erst geht es ein bisschen schwerer, der Motor quält sich, aber irgendwann hast du ihn gestoppt – dann bewegt er sich nicht mehr. Bei meinem Motor würde das gar nicht funktionieren, da reißt es dir die Hand weg!" Die Chefin war begeistert.

Ein paar Monate später kam Clément nach Berlin zurück. Das Institut gab ihm zwei Wochen Zeit, einen Prototyp des neuartigen Motors zu bauen. Die Tage vergingen, der Motor wollte nicht funktionieren - erst am allerletzten Tag klappte es endlich. Der Motor lief und Clément hatte bewiesen, dass er ein kluger Erfinder ist. Doch nun sollte das Unterfangen erst richtig schwierig werden, denn das Institut erklärte sich bereit, seine Erfindung deutschlandweit zum Patent anzumelden. Clément lehnte jedoch ab. Er wußte: Sind die Länder, in denen das Patent angemeldet werden soll, erst einmal festgelegt, lässt sich nachträglich kein anderes Land mehr hinzufügen. Mit einem Patent wird aber auch das Geheimnis einer Erfindung gelüftet: Die Baupläne sind für alle einsehbar. Außerhalb Deutschlands wäre Cléments Motor dann Freiwild für interessierte Unternehmer - Er selbst hätte nichts davon. Einzige Abhilfe: Ein internationales Patent. Die Kosten für so einen Schutz sind in den Industrieländern allerdings immens - sie liegen um 300.000 bis 400.000 Euro. Gerne hätten die Forscher am Hahn-Meitner-Institut Clément geholfen, aber der Geschäftsleitung fehlten die Mittel für solch ein umfassendes Patent. Zumal: Elektromotoren gehören eigentlich gar nicht zum Forschungsgebiet des Instituts. Und selbst wenn der junge Mann das Geld irgendwo anders aufgetrieben hätte: Der Eigentümer eines Patents muss ganz alleine darauf achten, dass niemand unerlaubt Profit aus seiner Erfindung schlägt. Für Clément ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht zuletzt hätte der Name einer Forschungsanstalt oder einer Firma auf dem Patent seriöser gewirkt.

Clément, mittlerweile 20 Jahre alt, sucht deshalb noch immer nach einem Partner für seinen Elektromotor, damit er diese Innovation doch endlich zum Patent anmelden kann. Eine große Schwierigkeit dabei: Details seiner Erfindung dürfen auf keinen Fall an die Öffentlichkeit geraten. Denn Ideenklau ist immer möglich, das weiß auch Clément. "Die Leute, denen du das erzählst, sagen dann, sie hätten kein Interesse. Dann ändern sie ein paar kleine Dinge an der Idee und du hast die Arschkarte gezogen." Doch wie überzeugt man einen Anderen von seiner Erfindung, ohne sie preiszugeben? "Bisher kann ich die Leute, die von meiner Idee wissen, noch an beiden Händen abzählen", sagt er. Einen Investoren hat er unter den Eingeweihten aber nicht gefunden. Er hat sich auch an "Jugend forscht" gewandt, um Interessenten zu finden, die sich finanziell an seiner Erfindung beteiligen. Bisher erfolglos. Ganz allein ist Clément mit seinem Schicksal allerdings nicht: in Deutschland gibt es kein einziges Förderprogramm, das Jungerfindern Starthilfe gibt. So vergehen die Jahre und großartige Ideen bleiben einfach liegen. Clément ist jetzt zwanzig Jahre alt, in ein paar Monaten macht er Abitur, möchte danach Physik studieren. Bis es losgeht, dreht er auf seine Art Däumchen. Er erfindet weiter. "Ich überlege zurzeit, wie man Windmühlenblätter verlustärmer arbeiten lassen und dabei gleichzeitig ästhetischer gestalten könnte." Ob das vielleicht sein Durchbruch als Erfinder wird? Mal sehen, was die Zukunft für Menschen wie Clément so bringt.


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG