Seit 1996 gibt es die Weltmeisterschaft in Oulu, Finnland, und andere Länder zogen daraufhin mit nationalen Vereinigungen und Wettbewerben nach. Sogar Saudi Arabien veranstaltet inzwischen einen eigenen Landeswettkampf, auf denen eben diese Rockstars ihr Können vor einem begeisterten Publikum und einer kritischen Jury zur Schau stellen.
Katharina "Leni Krawitzkowsky" Tomaschek vertrat Deutschland bei der
diesjährigen Weltmeisterschaft in Oulu. "Zum einen trifft man sehr
nette leicht abgedrehte Menschen. Der Weltfrieden – für den wir spielen
– ist ein zweiter sehr guter Grund auf der Bühne zu wilden Klängen noch
wilder mit den Armen zu rudern. Es ist eine Art Ausdruck purer
Lebensfreude, andere Menschen malen oder singen, wir greifen in die
Luftsaiten und lassen es scheppern", erklärt sie ihre Affinität.
Die Weltmeisterschaft lässt Luftschlossrocker ihren Traum leben, wer gewinnt, ist den Teilnehmern am Ende eher unwichtig. "Niemand hatte so wirklich den Ehrgeiz besser zu sein als die anderen, der Zusammenhalt war wesentlich wichtiger und deutlich zu spüren. Den Gewinner haben wir hochleben lassen und der Rest hat uns hinter der Bühne wenig interessiert," fügt Katharina hinzu.
Der Weltfrieden mag für manche ein Grund sein. "Nach der Ideologie der
Luftgitarre, werden die ganzen Kriege und Krankheiten aufhören zu
existieren und alle schlechten Dinge werden verschwinden, wenn jeder in
der Welt nur Luftgitarre spielt", erklärt Friedericke van Meer von der
German Air Guitar Federation. Uri, Mitveranstalter des Danzka Air
Guitar-Wettbewerbs in Barcelona im November 2005, glaubt hingegen, dass
Eitelkeit und der Adrenalinkick eine große Rolle spielen. "Wer wäre
denn nicht gerne ein Rockstar? Du stehst auf der Bühne und die Leute
jubeln dir zu, die Menge tobt. Man muss über seinen eigenen Schatten
springen, die Scham verlieren."
Bei manchen Luftgitarristen befürchtet man schon eine gespaltene
Persönlichkeit . Gesetzestreue Bürger nennen sich plötzlich "Pelvis
Fenderbender" oder "The Rockness Monster" und tragen glitzernder
Kostüme und Langhaarperücken. Jordi alias "MazingerMolina" tauchte auf
dem Wettbewerb in Barcelona in lila Leggins und ausgestopftem
Schambereich auf. "Satan befiehlt mir, Air Guitar zu spielen. Er gab
mir die Aufgabe, den echten Metal vor korrupten Medien zu beschützen!"
schrie er in die Fernsehkameras. Ein paar Minuten und ein Bier später
jedoch gab er zu, eigentlich Arzt zu sein und flüsterte
verschwörerisch, dass dies sein erster Wettbewerb sei.
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"Könnte ich Gitarre spielen, würde ich sicher großartig dabei aussehen."