Hier beginnt die zufällige Verkettung von Ereignissen
TEIL 2
Die Synthese von Literatur und Film wird allerdings schwierig, wenn der Autor die ureigene Stärke der Literatur ignoriert: Dinge definitiv zu benennen. So sieht die Kamera in "Afterdark" zwar jedes Detail der Raumeinrichtung, aber sie gibt den Dingen keine Bedeutung: "Mari zuckt leicht mit den Schultern. Wie du willst, könnte das heißen." Vieles in "Afterdark" bleibt offen und ungenau; vielleicht ist es so, wie es scheint, vielleicht aber auch ganz anders. Überall Symbole, die auf nichts verweisen. Bedeutungsschwangere Halbsätze, die eine Tiefgründigkeit suggerieren, die nirgendwo eingelöst wird: "Möglicherweise war das kein Zufall gewesen." Aha, aber was war es denn dann? So bleibt das Geheimnis des Romans letztlich unergründbar; vielleicht hat er auch einfach keines. Wer sein Mädchen wirklich beeindrucken möchte, sollte lieber zu "Wilde Schafsjagd" greifen. Oder zu "Sputnik Sweetheart" oder einem der anderen hinreißenden Murakami-Bücher.
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Haruki Murakami: "Afterdark". Roman. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont-Verlag 2005. 237 Seiten, 19,90 Euro.