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bob dylan

"Dankeshon"

Bob Dylans Neverending Tour macht Station in Deutschland. Wie immer ist das Publikumsinteresse riesig. Seinem Auftritt in Berlin aber fehlte etwas.


Schon immer ist die Bühne die Wahrheit gewesen. Das weiß Bob Dylan, der sich nun seit 17 Jahren auf seiner weltweiten Never-ending-Tour befindet. Sein Bedürfnis, vor und mit dem Publikum zu spielen, ist offenbar stark. Zumindest braucht er einen Widerpart. Doch am Dienstag in der Berliner Arena ist möglicherweise etwas schiefgelaufen. Leichter Unwille scheint sich auf Dylans Gesicht abzuzeichnen, als er sich am Schluss des Programms, nach der Vorstellung der Bandmitglieder, von den Zuschauern verabschiedet. Er schaut nach links, nach unten, nach rechts, wendet sich ab und verlässt wortlos die Bühne. Jemand schreit laut und immer wieder "Erich!" Das Publikum fordert eine Zugabe.

Andächtig hatte es begonnen. Punkt 20 Uhr besteigt Dylan die Bühne. Die Band, seine zwanzigste seit Beginn der Never-ending-Tour, gibt schnelle, rockige Riffs vor, die er mit seiner Stimme zu reiten scheint. Er lässt keinen Zweifel: Dies soll kein Sitzkonzert werden. Von Anfang an dreckiger Rock, der sich vom Country, Blues und Folk der Sechziger ernährt, ohne nostalgisch zu wirken. Auch die karge Bühnenausstattung, eigentlich nur ein roter Vorhang, spricht es aus: Hier geht es nur um Musik. Um Livemusik.

Doch während auf der Bühne ein mitreißendes Konzert stattfindet, bleiben die Zuschauer eher passiv, die Augen starr auf Dylan gerichtet. Handys werden in die Höhe gehalten, während er mit seiner knarzigen Stimme dem Song "Just like a woman" ein neues, wunderschönes Kleid aufträgt.

"Er besucht seine Songs jeden Tag. Wie einen Nachbarn, mit dem er eine Hütte in seinem Hof baut. Die gemeinsame Arbeit hat sie einander näher denn je gebracht", schreibt ein Konzertbesucher am nächsten Tag in ein Internetforum. Das Publikum ist gebannt von Dylan, von seinem unergründlichen Gesichtsausdruck - doch, täusche ich mich? - niemand beobachtet die Hütte, an der er zusammen mit seinen Songs arbeitet: Den Moment. Er ist es, den Dylan gerade zurechtzimmert. Zugabe! Zugabe? Doch, er kommt noch einmal zurück. Und beim letzten Track, "All along the watchtower", geschieht es, endlich: Die Menschen nehmen die Nachricht auf. Sie tanzen und rocken. So, wie es Dylan beabsichtigt hatte. Er hat sichtlich Spaß an dem Song und wiegt sich vergnügt im Takt. Als er dieses Mal die Bühne verlässt, sagt er etwas: "Dankeshon". Und streckt seinen Zeigefinger wie einen Colt in die Menge. Das war er dann doch, der Moment.

Christian Bangel

Schon immer ist die Bühne die Wahrheit gewesen. Das weiß Bob Dylan, der sich nun seit 17 Jahren auf seiner weltweiten Never-ending-Tour befindet. Sein Bedürfnis, vor und mit dem Publikum zu spielen, ist offenbar stark. Zumindest braucht er einen Widerpart. Doch am Dienstag in der Berliner Arena ist möglicherweise etwas schiefgelaufen. Leichter Unwille scheint sich auf Dylans Gesicht abzuzeichnen, als er sich am Schluss des Programms, nach der Vorstellung der Bandmitglieder, von den Zuschauern verabschiedet. Er schaut nach links, nach unten, nach rechts, wendet sich ab und verlässt wortlos die Bühne. Jemand schreit laut und immer wieder "Erich!" Das Publikum fordert eine Zugabe.

Andächtig hatte es begonnen. Punkt 20 Uhr besteigt Dylan die Bühne. Die Band, seine zwanzigste seit Beginn der Never-ending-Tour, gibt schnelle, rockige Riffs vor, die er mit seiner Stimme zu reiten scheint. Er lässt keinen Zweifel: Dies soll kein Sitzkonzert werden. Von Anfang an dreckiger Rock, der sich vom Country, Blues und Folk der Sechziger ernährt, ohne nostalgisch zu wirken. Auch die karge Bühnenausstattung, eigentlich nur ein roter Vorhang, spricht es aus: Hier geht es nur um Musik. Um Livemusik.

Doch während auf der Bühne ein mitreißendes Konzert stattfindet, bleiben die Zuschauer eher passiv, die Augen starr auf Dylan gerichtet. Handys werden in die Höhe gehalten, während er mit seiner knarzigen Stimme dem Song "Just like a woman" ein neues, wunderschönes Kleid aufträgt.

"Er besucht seine Songs jeden Tag. Wie einen Nachbarn, mit dem er eine Hütte in seinem Hof baut. Die gemeinsame Arbeit hat sie einander näher denn je gebracht", schreibt ein Konzertbesucher am nächsten Tag in ein Internetforum. Das Publikum ist gebannt von Dylan, von seinem unergründlichen Gesichtsausdruck - doch, täusche ich mich? - niemand beobachtet die Hütte, an der er zusammen mit seinen Songs arbeitet: Den Moment. Er ist es, den Dylan gerade zurechtzimmert. Zugabe! Zugabe? Doch, er kommt noch einmal zurück. Und beim letzten Track, "All along the watchtower", geschieht es, endlich: Die Menschen nehmen die Nachricht auf. Sie tanzen und rocken. So, wie es Dylan beabsichtigt hatte. Er hat sichtlich Spaß an dem Song und wiegt sich vergnügt im Takt. Als er dieses Mal die Bühne verlässt, sagt er etwas: "Dankeshon". Und streckt seinen Zeigefinger wie einen Colt in die Menge. Das war er dann doch, der Moment.

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