Wer meint, dass Datingportale nur von grauen Mäusen, die im Alltag keinen Partner finden, aufgesucht werden, der irrt. Steffi ist diplomierte Biologin, hübsch, sportlich und aufgeschlossen. Zudem hat sie einen riesigen Bekanntenkreis. Mit den Männern hat es trotzdem nicht so recht klappen wollen. Irgendwie waren es immer die Falschen. Woran das gelegen hat, kann sie auch nicht sagen.
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Nach dem letzten verpatzten Date vor zwei Monaten hat Steffi sich dann spontan bei
Finya
angemeldet. Eine Freundin hat ihr den Tipp gegeben. Seitdem surft sie mindestens einmal täglich durch die Usergalerien und Gästebücher des Datingportals. 240.000 Mitglieder verzeichnet
Finya
, monatlich kommen etwa 14.000 neue User hinzu. Der Richtige ist Steffi aber trotzdem noch nicht über den Monitor gelaufen. "Macht aber nichts", sagt Steffi, schließlich sei sie nur aus Spaß an der Sache dabei, und "um Bestätigung zu bekommen." Momentan mailt Steffi sich mit sieben Männern. Sie tragen Namen wie "Seewolf", "Skyjumper" oder "Savoir vivre". Männer, die sich "ladylover" oder "prügel xxl" nennen, klickt Steffi gar nicht erst an. Ihren Traummann will sie hier sowieso nicht finden. Sagt Steffi.
Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid lernen inzwischen genauso viele Menschen ihren Partner übers Internet kennen wie bei der Arbeit oder in der Freizeit. Steffis halber Bekanntenkreis ist mittlerweile bei Finya aktiv. Alles junge, attraktive Menschen um die 30. "Wir haben uns gegenseitig angesteckt", sagt Steffi lachend. Die Psychologin Sabine Wery von Limont findet diese Entwicklung nur konsequent: "Wir erledigen so viel übers Internet, kaufen zum Beispiel Bücher oder Blumen. Warum sollten wir das Netz nicht nutzen, um einen Partner zu finden?"
Ganz so einfach ist die Sache dann aber doch nicht. Schließlich sind Menschen keine Ware und erst recht nicht seelenlos. Das Risiko, aufs Äußere reduziert zu werden, ist online mindestens genauso groß wie im realen Leben. "Du machst dir ein Bild von dem Menschen und deine Fantasie füllt die Lücken aus, die nicht da sind. Die Gefahr, enttäuscht zu werden ist groß", weiß Steffi. Erst zweimal hat sie sich mit Datingpartnern getroffen. Beide Male waren ein Reinfall. Der erste war nett, aber nicht Steffis Typ. Der zweite hat sie angeschaut, als würde er am liebsten auf der Stelle wieder kehrt machen. Obwohl er vorher ein Foto von ihr gesehen hat. Seitdem ist sie vorsichtiger geworden, lässt sich nicht mehr so schnell auf Treffen ein. "Ich habe viel Respekt davor, enttäuscht zu werden - oder andere zu enttäuschen." Seinen Blick hat sie nicht vergessen.
So unverbindlich und leicht die Kontaktaufnahme über ein Datingportal
auch ist, so schnell wird sie auch wieder beendet. "Wenn man beim
ersten Treffen merkt, dass es nicht funkt, verliert man das Interesse
viel schneller, als es vielleicht der Fall gewesen wäre, wenn man den
Menschen im Alltag kennen gelernt hätte", erzählt Steffi. "Man hat
nicht die Muße, dem Typen eine zweite Chance zu geben. Schließlich
warten noch so viele andere im Netz, auf die man gespannt ist."
Letztendlich sind Steffis Kontakte nur lockere Bekannte. Die wenigsten
werden Freunde. "Davon habe ich ja auch genug."
Positivere Erfahrungen hat Kalimero gemacht, der im wahren Leben Tobias heißt. "Mit den Frauen, mit denen ich mich getroffen habe, lief auch immer etwas", sagt der 22-Jährige und grinst verschmitzt. Zwei Beziehungen hat er bereits übers Internet geknüpft. Lange gehalten hat jedoch keine von beiden. Ach ja, und eine flüchtige Affäre. Nachdem sie dreimal miteinander im Bett waren, hat sie den Kontakt zu Tobias aber abgebrochen. Getroffen hat ihn die Abfuhr nicht. "Ich werde oft genug von Frauen angeschrieben."