Samenspende
Doktorspielchen
TEIL 2
Am Abend erzählt er seiner Freundin von der neuen Geschäftsidee, doch die ist gar nicht begeistert von dem schnellen Euro, den Philipp machen möchte. Sie äußert ihre Bedenken, auch Philipp gerät ins Grübeln: "Was passiert, wenn ich doch nicht so anonym bin und eines Tages ein Mensch vor meiner Haustür steht und behauptet, ich sei sein Vater? Immerhin würde ich mit der Probe viele Merkmale und Daten über mich abgeben, von der Haarfarbe bis zur Blutgruppe." Auch Dr. Friedrich ist sich nicht sicher, wie es um die rechtliche Lage steht. Er fragt sich, ob ein Kind nicht das Recht habe, zu erfahren, wer seine biologischen Eltern sind. Zumindest dann, wenn die gesetzlichen Eltern bei einem Unfall sterben sollten und das Kind zum Waisen wird.
Die Samenbank, die hinter der Anzeige steckt, ist nicht in der Lage, die Bedenken zu zerstreuen, und äußert sich nicht zu diesem Thema. Wesentlich ehrlicher ist dagegen die Konkurrenz. Nicht nur, dass sie 105 Euro pro Spende zahlt, sie klärt auch den Spender über die unklare Rechtssprechung auf. Schon auf der Internetseite erfährt der Neugierige interessante Informationen: "Es besteht die Möglichkeit, dass ein volljähriger Nachkomme, der durch seine sozialen Eltern über seine Entstehung aufgeklärt wurde, gerichtlich die Preisgabe der Spenderidentität erzwingt. Dies hatte aber, nach bisheriger Erfahrung, keine Unterhaltsverpflichtungen zur Folge. (…) Anders ist es aber weiterhin im Bezug auf das Erbrecht. Jedes Kind hat Anspruch auf einen Erbpflichtanteil."
Philipp entscheidet sich schließlich gegen eine Samenspende und sagt den Termin ab. Stattdessen untersucht er mit seinem Mikroskop eine eigene Probe. Wieselflink bewegen sich die Spermien unter der Lupe, als würden sie tatsächlich leben. Fasziniert schaut er zu und erkennt den Zusammenhang zwischen Sperma und Nachwuchs. Philipp meint, "dass Papst Johannes Paul II das Onanieren ablehnte, muss an so einem Eindruck gelegen haben." Er selber wird es kaum sein lassen. Wie alle Jungs.
Von Crisse Küttler